„Zwei Katzen, eine Freundschaft und jemand, der dazwischen funkt“

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Sonja, 11 Jahre, aus Hohen Neuendorf

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Mein Name ist Amy. Ich wohne mit meiner Zwillingsschwester Lilly im Haus von unserer Besitzerin Mary Baker. Ich und Lilly wir mögen uns wie beste Freundinnen und wir sind Katzenbabys. Zusammen sind wir wie Pech und Schwefel, wie Mayo und Ketchup. Unser Lieblingsplatz ist die gepolsterte Gartenbank von Mary. Mary muss oft arbeiten und hat kaum Zeit für uns. Dafür spielen wir zwei total oft in ihrem Garten. Ich liebe den Duft von den vielen Blumen dort. Lilly mag eher den Geruch von Katzenfutter. Heute ist wieder so ein Tag, an dem Mary arbeiten muss. Bis eben habe ich noch geschlafen. Die Sonne scheint durch das Fenster auf unser Körbchen. In dem Körbchen ist ein türkises Kissen mit Marys Familienwappen. Wir leben zwar ganz normal im 21. Jahrhundert, haben also auch Smartfutternäpfe, aber Marys Familie ist eine englische Adelsfamilie. Ihre Vorfahren hatten auch schon zwei Kätzchen, das sind unsere Vorfahren. Und denen gehörte also auch unser Körbchen. Ich stehe langsam auf, ich bin noch ziemlich müde und Lilly schläft sogar noch, diese Schnarchnase! Ich habe HUNGER!!! Ich laufe zu Marys Zimmer, um ihr ein Zeichen zu geben, dass ich auf Futter warte, ich stupse die Tür auf, und kratze an ihrem Bett. Aber sie ist nicht da! Sie kann noch nicht auf der Arbeit sein, das ist viel zu früh! Ich flitze nach unten in die Küche. Ich höre im Flur den Schlüssel im Schloss. Und dann kommen sie herein. Nein, nicht Mary und ihr Freund. Dann würde ich nicht so eine Grimasse ziehen. Ich sehe nämlich so aus, wie ein Hund, dem man mit einer Klo-bürste Back-pfeifen erteilt. Es hätte natürlich auch eine Katze sein können, aber einer Katze möchte ich so eine Strafe nicht zumuten. Denn im Türrahmen steht Mary und eine kleine Katze. Mary sagt: „Das ist jetzt deine neue Schwester Sophie. Ich habe sie aus dem Tierheim.“ „Was, sie gehört doch gar nicht zu unserer Familie, sie ist kein Baker!!!“,versuche ich zu sagen, aber Mary versteht mich nicht. Kuhmist und Bienenkaka, das ist ja doof gelaufen. Jetzt haben wir eine neue Schwester, dabei brauchen wir doch gar keine. Wir sind doch zu zweit perfekt. Also auf mich hat diese Sophie schon einmal einen schlechten Eindruck gemacht. Sie schaut Mary mit einem süßen Du-bist-das-beste-Herrchen-auf-der-Welt-Lächeln an und schnurrt. Mich aber hat sie dabei mit einem grummeligen Du-bist-mein-Feind-Blick angestarrt und in unserer Sprache gefaucht: „Das wird die beste Zeit meines Lebens.“ Ich habe nur leise geantwortet: „Das werden wir ja sehen.“Ich wende mich ab und stolziere den Flur entlang. Mary ruft mir noch hinterher: „Hey Amy, was ist denn los? Alles okay?“ und fügt dann noch hinzu:„Du, Lilly und Sophie ihr versteht euch sicher gut, du wirst schon sehen.“ Ich stehe im Wohnzimmer. Eben habe ich Lilly alles erzählt. Mary sitzt auf dem Teppich und spielt mit Lilly und Sophie Wollknäuel fangen. Ich sitze im Körbchen und schmolle. Lilly ist zwar noch skeptisch, aber sie versteht sich gut mit Sophie. Nach einer Weile sagt Mary: „Tut mir leid meine drei Süßen, aber ich muss jetzt ins Büro zum Arbeiten. Ich lasse euch alleine, aber ihr könnt auch gemeinsam im Garten spielen. Tschüss! Viel Spaß!“ Lilly fragt uns: „Na Amy, möchtest du mit mir Sophie den Garten zeigen?“ Sie wartet gar nicht erst auf eine Antwort und zieht mich einfach nach draußen. Wir spielen den ganzen Tag Fangen, Verstecken oder liegen im Gras und schauen auf den Himmel.  Am Abend fragt Sophie, ob wir nicht auf dem Dach spazieren wollen, aber eigentlich hat Mary uns das verboten, denn wir sind angeblich noch zu klein für solche Aktionen und außerdem ist Mary immer noch nicht da. Vielleicht geht sie mit ihren Kollegen Essen? Trotzdem beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Ich ignoriere es einfach und sage: „Ja.“ Mein Schwesterherz ist der gleichen Meinung. Also klettern wir über die benachbarten Häuser aufs Dach. Wir schauen uns den Sonnenuntergang an und ich beginne zu träumen. Wir kommen zu dritt eigentlich ganz gut klar, aber ich weiß nicht, ob Sophie sich verstellt. Auf einmal schaut Sophie mich böse an. Sie springt mit einem Satz auf mich zu und reißt mich runter. Dabei kann sie selber sich nicht halten und rutscht mit mir am Dach entlang. Wir können uns beide an der Dachrinne festhalten. Lilly schaut uns entgeistert an. „Alles okay bei euch? Was soll das?“ „Hilfe!“, rufen Sophie und ich. „Wie kann ich euch helfen? Warum seid ihr denn eigentlich abgerutscht?“ Ich sage schnell, um nicht zu fallen: „Sophie, die blöde Kuh, hat mich runter geschubst. Das war bestimmt sowieso alles ihr Plan, um uns zu ärgern! Zieh mich hoch, sonst falle ich.“ Es fängt an zu regnen. Ich versuche mich an der Dachrinne festzuhalten, so sehr es geht. Aber vergebens. Ich rutsche ab. Ich höre Lilly nur noch rufen: „Amy, nein!!!“. Ich mache meine Augen auf. Vor mir stehen Mary und Lilly. Mary sagt mir: „Amy, alles wird gut. Du warst in Ohnmacht. Du hast einen Bruch an der Wirbelsäule und zwei Platzwunden, aber die Tierärzte hier sind sehr erfahren und wissen dir zu helfen. “ Ein Arzt ist im Zimmer und er schaut auf und sagt:„Ach, sehr gut, unsere Patientin ist aus der Ohnmacht erwacht. Sie wird morgen operiert. Und in 2 Jahren kann sie wieder normal laufen.“ Er geht. Oh nein, jetzt hat sich mein Leben komplett umgedreht. Dann schlafe ich ein und auf einmal sehe ich Wolken. Und ganz viele Engel. Der Tod. Ich bin gestorben. Bestimmt sind Mary und Lilly sehr traurig. Aber, was ist denn das, sie stehen da und strahlen mich an. Mary sagt zu mir: „Du hast sehr unruhig geschlafen, ein Glück, dass du aufgewacht bist.“ Und Lilly umarmt mich ganz fest. Auf einmal fange ich an zu lachen, ganz laut und herzlich. „Warum lachst du denn?“, fragt mich Lilly. „Ach, alles gut, ich bin nur glücklich, dass du zu mir hältst“.