„Wie aus Freundschaft Liebe wird“

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Liya, 12 Jahre, aus Wien

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Es war einmal ein Mädchen namens Amelie. Sie war nicht immer ein glückliches Mädchen. Mit 14 Jahren wurde sie dem Prinzen des Landes versprochen, der bald das Königreich Kula regieren sollte. Ihre Eltern waren froh, dass ihre einzige Tochter in eine reiche Familie einheiraten würde. Die Hochzeit war „das Fest des Jahrhunderts“ – sagte das ganze Königreich. Doch für Amelie war es nicht einfach in ihrer Ehe mit dem Prinzen. Der Prinz sagte immer, sie müsste ein Kind gebären, doch sie wehrte sich tapfer dagegen. Sie fühlte sich viel zu jung dafür, und sie liebte den Prinzen nicht.

Eines Tages war es Amelie zu viel und sie rannte weg, weit weg. In das nächste Königreich. Sie wusste, dass dort ihre Tante wohnte. Ihre Tante hieß Gertrude und nahm sie auf, nachdem Amelie ihr die grausame Geschichte erzählt hatte. Gertrude fand es schrecklich und sagte ihrer Nichte: „Du kannst hier leben, bis dich dein Tod holt.“ Amelie nahm das Angebot dankend an.

So vergingen fünf Jahre, ohne dass jemand merkte, dass sie die Gattin das Prinzen war. Amelie hatte auch schon Freunde im Dorf gefunden. Zu ihren Freunden gehörten der Nachbarsjunge Gustav, dem sie öfter bei seiner Feldarbeit half, Josefine, die gegenüber wohnte und Rafaela, die Dame vom Markt. An diesem Tag half sie wieder Gustav bei seiner Arbeit. Seit ein paar Tagen hatte sie so ein Kribbeln im Bauch, immer, wenn sie Gustav sah. Sie dachte sich nichts dabei und half bei der Arbeit. Nach der Arbeit gingen sie ihrem Ritual nach: Jedes Mal, wenn Amelie Gustav bei der Arbeit half, gingen sie nach der getanen Arbeit zu dem Baum, der mitten im Feld stand, und bewunderten ihre Arbeit. Nach dem Ausruhen liefen sie dann immer durchs Feld nach Haus. An einem Abend erzählte Amelie ihrer Tante von dem komischen Gefühl im Bauch. Gertrude lachte und fragte ihre Nichte: „Weißt du nicht, was das ist?“ Amelie schüttelte den Kopf. „So etwas nennt man Schmetterlinge im Bauch. Das kommt dann vor, wenn man jemanden sehr gern mag. Ich hatte das auch mal, war das schön… Kennst du das nicht?“ Ihre Nicht schüttelt wieder den Kopf. Woher auch, in der Ehe mit dem Prinzen war es alles andere als schön. Nach einer Zeit sagte ihre Tante: „Wenn du das fühlst, was du mir gerade beschrieben hast, dann frag ihn doch, ob er das Gleiche fühlt?“ Amelie war einverstanden und versprach, ihn gleich morgen zu fragen. Doch so schnell kam es nicht zum Gespräch. Denn in der Nacht marschierten die Truppen aus dem Königreich Kula ein. Als am nächsten Morgen Gertrude zum Markt ging, um Lebensmittel einzukaufen, hörte sie etwas, was sie sehr beunruhigte. Denn einer von der Truppe sagte: „Ich, Prinz Nikola, befehle hiermit, dass wenn sie einer Dame namens Amelie begegnen, die aus meinem Königreich stammt, sind sie verpflichtet, es mir sofort zu melden. Ich suche meine Frau.“ Gertrude schlich sich weg und rannte nach Hause. Voller Aufregung rief sie: „Amelie, Amelie da waren gerade die Truppen von deinem Prinzen und die haben verlangt, wenn wir dich sehen, sollen wir es sofort melden.“ „Aber wieso sollten sie wissen, dass ich hier bin?“, frage Amelie. Die Frage war ganz berechtigt, denn Gertrude hatte den Dorfbewohnern erzählt, dass Amelie ihr Nichte war und, dass sie zu ihr gekommen war, als ihre Eltern verstarben. „Hast du ihnen eigentlich erzählt aus welchem Königreich ich bin?“ Ihre Tante schüttelte den Kopf. „Na, dann ist es ja ganz einfach.“ Gertrude schaute sie fragend an. Amelie erklärte ihrer Tante, dass sie die Leute anlügen konnten, zumindest so lange noch der ganze Trubel herrschte. Gertrude war einverstanden. Fast jeden Tag klopfte jemand an, um zu fragen ob nicht ihre Amelie die Dame vom Prinzen wäre. Doch jedes Mal tischte Gertrude die Lüge auf. Nach ca. drei Monaten legte sich der Trubel wieder und die Truppen verließen das Königreich. Durch den Stress und der ganzen Lügerei vergaß sie fast, dass sie Gustav etwas fragen wollte. Sie nahm sich fest vor, ihm am nächsten Tag. Sie hoffte, dass nichts dazwischenkommen würde. Diesmal hatte sie Glück und es klappte. Als am nächsten Tag Amelie Gustav fragte, gestand er ihr, dass er auch so etwas fühlte. Als Gustav das seinem Vater erzählte, meinte dieser, dass das ein Zeichen wäre. Am nächsten Tag klopfte Gustavs Vater bei Amelies Tante an. Als Gertrude von der guten Nachricht erfuhr, meinte sie, das wäre Schicksal, genau wie Vater. Amelie wusste von dem ganzen nichts, bevor sie Gustav zur Feldarbeit einlud. Als sie dann nach der Arbeit zum einsamen Baum gingen, um sich auszuruhen, blieb er auf einmal vor ihr stehen und hielt um ihre Hand an. Amelie war ganz überwältigt und konnte nur „Ja“ sagen. Doch dann musste sie Gustav die ganze Wahrheit beichten, mit ihrer Ehe mit dem Prinzen. Doch das macht nicht nur ihm, sondern auch der ganzen Familie nichts aus, denn sie wussten, dass Amelie den Prinzen nie geliebt hatte und fanden, sie hätte echte Liebe verdient.

Fünf Monate später stand die Hochzeit vor der Tür. Das ganze Dorf war gekommen, um mi dem Brautpaar zu feiern. Zu diesem Zeitpunkt wusste schon das ganze Dorf über die wahre Geschichte Bescheid. Doch das Dorf schwieg. Als der Pfarrer begann, seine Rede zu halten, waren alle zu Tränen gerührt. Der Pfarrer sprach so herzergreifend über Freundschaft, Liebe und wie man noch spät seine richtige Liebe finden kann. Bei dem Schlusssatz „So wird aus Freundschaft Liebe“ begannen alle laut zu applaudieren.

Und eins kann ich dir verraten, nicht nur bei Amelie und Gustav war das so, dass erst Freundschaft zu wahrer Liebe wurde, sondern auch bei all ihren Nachfahren.