Von Warteschleifen und Müllerburschen

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Warten auf Godot, warten auf den Frühling, warten auf ein Zeichen, warten auf die Liebe, warten auf den Bus, warten auf den Osterhasen, warten auf den richtigen Augenblick, in der Warteschleife hängen…. es gibt tausende Arten von Warterei!

Vorwiegend ist es jedoch eine Qual! Der allererste Nobelpreisträger für Literatur 1901 Sully Prudhomme meinte, dass „das Warten die grausamste Vermengung von Hoffnung und Verzweiflung sei, durch die die Seele gefoltert werden kann“. Ich denke, so dramatisch darf man es nicht immer sehen. Obwohl ich mich selten an genüssliches Warten erinnere, sondern es meist von Ungeduld und Zweifel durchsetzt ist.

 

In den Märchen sitzen die Heldinnen und Helden selten tatenlos herum, um auf etwas zu warten. Sie müssen sich zwar oft in Geduld üben, aber haben in der Wartezeit immer bestimmte Aufgaben zu bewältigen, die es in sich haben. Brennnesselhemden stricken zum Beispiel, um die Brüder zu entzaubern, oder den Kobold vorab ausfindig zu machen, bevor er das geliebte Kind holt.

 

 

 

Auch wir im MÄRCHENLAND wissen, dass abwarten oft überhaupt gar nichts bringt. Um nach vorne zu kommen, müssen wir uns bewegen, andere von unserer Arbeit überzeugen und immer wieder kämpfen, kämpfen, kämpfen.

Im Moment kämpfen wir wieder einmal um unsere Festfinanzierung durch den Berliner Haushalt. Nach 28 Jahren erfolgreicher Arbeit könnte man zwar annehmen: Abwarten und Tee trinken! Aber weit gefehlt, leider nein!

Während unseres Kampfes bleibt uns nur die Hoffnung, dass der Müllerbursche, der nun König von Berlin ist, sich an den Gestiefelten Kater seiner Kindheit erinnert und zu dem weisen Schluss kommt, dass der rotgestiefelte Held für ihn und alle anderen Kinder sehr, sehr wichtig war und ist und sein wird!

 

 

 

 

Zu lesen auch in Bernd Philipps Kolumne Lebenslagen.