„Liebe auf den ersten Blick“

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Alina, 14 Jahre alt, aus Eislingen

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Wieder einmal geht er an mir vorbei. Er schaut mich nicht an, beachtet mich nicht, tut so als würde ich nicht existieren. Ich schaue ihm wehmütig nach, achte auf jede seiner Bewegungen. Er geht zu seinen Freunden, zu den „Beliebten“ der Schule. Was würde ich geben um einmal mit ihm über den Schulhof zu gehen. Und ich meine so, dass jeder sieht dass wir zusammengehören, dass jeder sieht dass ich existiere. Seit einer Woche gehe ich jetzt auf diese Schule. Nicht, dass ich mich beschweren würde. Es ist immer warm, es fällt kein Schnee und auch sonst kommt es mir so vor, als wäre ich im Paradies angelangt. Der einzige Haken an diesem Umzug war: Ich kannte niemanden. All meine Freunde, wenn es auch nicht viele waren, lebten auf einem anderen Kontinent und als wäre das nicht schon schlimm genug konnte ich nur an den Wochenenden mit ihnen chatten. Danke an diese dämliche Zeitverschiebung! Und alles nur weil meine Mom wieder zurück in ihren Heimatstaat Kalifornien ziehen wollte.

Am Anfang wurde ich von allen hier schief angesehen. Klar, ist ja auch nicht üblich mitten im Schuljahr die Schule zu wechseln. Das war jedenfalls noch besser als gar nicht beachtet zu werden. Jeder hatte seinen Freundeskreis und niemand wollte mich dabei haben also blieb mir nichts anderes übrig als meine eigene Gruppe zu gründen.

Jetzt lies ich langsam meinen Blick über unsere Klasse schweifen. Alle hatten sich bereits auf ihren Plätzen eingefunden und auch der Lehrer erschien ausnahmsweise pünktlich. Alle saßen mit ihren Freunden zusammen  in den Bänken. Ich war die einzige, die eine komplette Bankreihe für sich hatte. Als würde sich je etwas daran ändern.

„Guten Morgen liebe Klasse!“ Gut gelaunt wie immer steht er vor uns. Mit seinen Froschaugen musterte er jeden von uns als könnte er hinter unsere Geheimnisse kommen. „Morgen“ oder so was ähnliches kam es von uns zurück. Jeder hing seinen Gedanken nach und sogar ich konnte mich nur schwer konzentrieren.

„….neuer Schüler…..bitte nett sein.“ Bei diesen Worten wurde ich hellhörig. Was?! Noch ein neuer Schüler? Die restliche Klasse hatte anscheinend gar nicht zugehört, denn sie gingen weiter ihren Tätigkeiten nach. Doch schon ging die Tür auf und ein junger Mann kam herein. Dunkle Augenringe schmückten seine Augen, die trotzdem nichts an Strahlkraft verloren. Seine Erscheinung strahlte bei jeder Bewegung. Lautlos und zielstrebig ging er auf mich zu.

Himmel! Was will er den von mir? Panisch suchte ich nach einer Antwort.

Jetzt stand er neben mir und lächelte. Sofort war ich gefangen, komplett in seinen Bann gezogen. Unsicher lächelte ich zurück und er setzte sich neben mich. Ich schlug mir imaginär auf die Stirn. Natürlich muss er irgendwo sitzen. Der Lehrer fuhr mit seinem Unterricht fort. Ich war froh als endlich die Glocke zum Schulschluss klingelte und ich zu meinem Spint verschwinden konnte.

Plötzlich spürte ich einen Blick auf mir. Ich hob meinen Kopf und sah, dass keine zwei Meter weiter der „Neue“ stand. „Was hast du in einer Stunde vor?“ Ich zuckte leicht zusammen. „Nichts?“, antwortete ich ihm und runzelte die Stirn. Er sah mich überrascht an und runzelte nun ebenfalls die Stirn. „Also gehst du nicht zum Prom?“ „Prom?“ Verwirrt musterte ich ihn. Ist das sein Ernst? „Abschlussball, Party, nenn es wie du willst.“ „Okay…“, flüsterte ich zögernd, mehr zu mir selbst. „Okay…ehm…würdest du mit mir hingehen?“ Aufrichtig schaute er mir in die Augen. „Ernsthaft?“

Jetzt nickte er deutlich und sah auch nicht so aus, als würde er mich veräppeln. „Wenn du möchtest.“ „Okay. Treffen wir uns in einer halben Stunde hier?“ Jetzt nickte ich auch und er winkte mir darauf einmal zu und machte Anstalten zu gehen. Schnell rief ich ihm hinterher: „Warte! Wie heißt du eigentlich?“ „Jona“, rief er noch, dann war er auch schon verschwunden.

Seit fünf Minuten stand ich jetzt hier und wartete auf ihn. Als er endlich um die Ecke bog blieb mir die Luft weg. Er hatte einen schwarzen Anzug an und musterte mich schon von weitem. Ohne viel Gerede machten wir uns auf den Weg zur Turnhalle, zur Location für den diesjährigen Prom. Er nahm meine Hand und ich ließ es einfach geschehen. Ich war viel zu aufgeregt als das ich ihn darauf hinweisen würde.

Nach der Ansprache fing die Musik an zu spielen und langsam bewegten sich alle zur Musik. Auch Jona zog mich auf die Tanzfläche und wir begannen ebenfalls zusammen zu tanzen. Nach einigen schnelleren Liedern spielten Sie  jetzt ein langsameres und Jona kam mir näher. Immer darauf bedacht mir tief in die Augen zu schauen. Als wollte er mich um Erlaubnis fragen. Sehr zaghaft und gefühlvoll tanzten wir jetzt nah bei einander. Mir wurde heiß und kalt bei jeder seiner Berührungen. Auch wenn sie noch so klein waren lief mir ein Schauer über den Rücken. Nun zeichnete er mit seinen Fingern kleine Kreise auf meinen Rücken und ich schloss meine Augen. Ich fühlte mich sicher hier in seinen Armen, in den Armen eines Jungen den ich kaum kannte. Aber es fühlte sich richtig an und deshalb öffnete ich nach einigen Sekunden meine Augen wieder. Er schaute mich an als würde er überlegen was er als nächstes machen würde. Seine Augen wanderten über meinen Körper und dann sah er mir erneut tief in die Augen. „Du siehst wunderschön aus.“, stellte er fest und unwillkürlich schoss mir die Röte ins Gesicht. Langsam aber bestimmt legte er seine warmen Hände um mein Gesicht und flüsterte mit geschlossenen Augen: „Ich glaube ich habe mich in dich verliebt.“ Das kam unerwartet. Okay, vielleicht nicht ganz unerwartet. Ich schmunzelte. „Ich glaube mir geht es nicht anders.“ Warte..Was?! Habe ich das laut gesagt. Ups! Jetzt schaute er mich verlegen an und seine Augen huschten immer wieder zu meinen Lippen und ich erkannte ein verlegenes Funkeln in seinen tiefgründigen Augen. Jetzt war sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. „Küss mich schon endlich!“, murmelte ich. Und er tat es. Unwillkürlich machte mein Herz einen Hüpfer.  Er küsste mich mit Leidenschaft mit allem was er hatte und ich schloss genießerisch die Augen. Unsere Lippen bewegten sich synchron zueinander und er zeigte mir was er für mich empfand.

Ob ich an die Liebe auf den ersten Blick glaube? Bis vor wenigen Momenten hätte ich nicht gedacht das ich jemals so lieben könnte, geschweige denn von einer Person derartig geliebt zu werden wie von Jona. Aber ja, jetzt und hier würde ich sagen, ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick.

Langsam löste ich mich von Jona und lächelte selig. „Hi.“ Verwirrt schaute ich zu Jona der allerdings nichts gesagt hatte. Mein Blick wanderte nach links und da stand er! Der beliebteste Schüler auf der Schule hatte mich tatsächlich angesprochen. Sein schiefes Lächeln verriet mir allerdings, dass er nicht nur mit mir reden wollte.