„Geschwisterliebe“

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Ella, 13 Jahre, Thalheim bei Wels, Österreich

* * * * *

Es war einmal vor langer Zeit, in einem verwunschenen Land namens Fantopia. In diesem Reich lebten nur fantastische Wesen, die die Welt der Menschen verachteten. Doch gegenseitig mochten sich auch nur dieselben Artgenossen. Keiner wollte dem anderen in die Arme laufen, deshalb lebte jeder für sich. Am Rande des Landes lebte eine arme Familie, welche niemand kannte. Sie wohnten in einer kleinen Hütte neben einem rauschenden Bach. Der Mann und die Frau liebten einander sehr und gebaren zwei wunderhübsche Kinder. Einen kräftigen Jüngling, der sich vor niemanden fürchtete und immer behutsam auf sein kleines, zartes Schwesterchen aufpasste. Wenn es Mitternacht war, schlichen sich die zwei Geschwister gemeinsam aus dem Haus und liefen zum Bach. Dieser schimmerte im Mondlicht magisch und märchenhaft, sodass die zwei Kinder wie hypnotisiert waren.

Sie schlichen sich immer öfter und auch bei Vollmond hinaus und sahen dem Mond beim Leuchten zu, obwohl sie wussten, dass es bei Vollmond gefährlich war. Die beiden waren so verzaubert von dem Glanz und sie begannen einen Tanz, der vor Freude und Leidenschaft sprühte. So kam es, dass man ihr Gelächter viele Kilometer hörte, doch das machte viele Lebewesen zornig. Täglich wurde das Gelächter der Kinder lauter, weil die Kinder so viel Spaß hatten.

Eines nachts reichte es dem Alten aus den Finsterbergen und er machte sich auf zur Hütte. Nach Tagen erreichte er das Haus und versteckte sich im Gebüsch. Zur Abendstunde kamen die Kinder wieder und tanzten, doch dies sollte ihr letztes Mal gewesen sein. Der Alte kroch mit Anmut aus dem Busch, doch innerlich kochte er vor Wut. Er sprach mit funkelnden Augen: „Ihr wagt es meine Nachtruhe zu stören und ganz Fantopia aus dem Schlaf zu reißen! So soll euch dasselbe Leid erfahren. Ich werde deine Schwester mit mir nehmen. Sie wird nach drei Tagen ihre Schönheit verlieren, doch nach 30 Tagen wirst du müssen ihren Tod akzeptieren.“ Das Lachen der beiden erstarb und dem Mädchen rannen Tränen die Wange hinunter. Der Junge aber verspürte keine Angst und fragte: „Was soll ich machen damit nichts mit meiner Schwester passiert?“ Der Alte meinte: „Du musst der Königin der Einhörner, die in der Nähe des Reichtumswaldes wohnt, eine verzauberte Rose bringen, mit der sie ihre Schönheit zurückgewinnt. Dann sollst du den Elfen ihren Schatz bringen, den Ring der Freundschaft, diesen findest du im Gemäuer des Frohsinns. Somit werden sich alle wieder verstehen. Zu guter Letzt musst du zum alten Greis gehen, der auch in den Finsterbergen wohnt, und ihm sein Herz zurückgeben, dass er in der Schlucht des Liebeskummers verloren hat.“

Der Alte nahm das Mädchen mit Wucht zu sich und verschwand mit der Schwester zusammen im Dunkeln der Nacht. Dem Junge war die Angst ins Gesicht geschrieben und er lief so schnell wie möglich zurück. Er überlegte, wie er all die Aufgaben schaffen könnte. Zuhause weckte er sofort seine Eltern. Nachdem er ihnen alles erzählt hatte, begann seine Mutter alles für sein Abenteuer einzupacken und sein Vater sprach im Mut zu. Beide wünschten ihm viel Glück und dann ging es los.

Am ersten Tag würde er die Rose für die Einhornkönigin beschaffen. Im Wald angelangt, irrte er lange herum, bis er nach einiger Zeit zu einer Lichtung kam. Auf dieser Lichtung blühten viele wunderschöne Blumen. Wie sollte er da die Rose finden? Er spazierte hin und fing an zu suchen. Mitten auf der Wiese stand ein riesengroßer Baum, mit einem Loch in der Mitte der Krone. Der Knabe ging vorsichtig hin und kletterte hinauf. Dort angelangt, war die wunderschöne Rose, in einem Glas verschlossen. Sobald der Junge auf den Baum klettern wollte, begannen Ranken mit spitzen Dornen zu wachsen. Leise begann er zu weinen. Plötzlich entdeckte er einen Dolch auf dem Boden liegen. Er zerschnitt heldenhaft die Ranken und schaffte es schon nach kurzer Zeit zur Rose. Der Knabe zerschlug mit dem Dolch das Glas, nahm die Rose an sich und packte sie in seinen Rucksack. Er kletterte herab und baute ein Lager für die Nacht in der Nähe der Wiese auf.

Am nächsten Morgen aß er ein wenig und brach auf. Der Weg zum Gemäuer des Frohsinns war lange und dem Brüderchen war langweilig, so begann er Lieder zu pfeifen. Am Mittag erreichte er das Gemäuer und ging hinein. Wenig Licht drang hinein und er kam nur langsam voran. Im Inneren war es dunkel, doch da, was war das? Dort hinten schimmerte etwas. Er rannte darauf zu, aber stoppte schon nach einigen Metern. Ihn umhüllte ein eigenartiges Gefühl der Trauer. Sofort dachte er an seine Schwester und wie viel Spaß sie gemeinsam hatten und ihm ging es schon viel besser. Bei jedem Schritt dachte er an ein tolles Erlebnis und so schaffte er es schnell zum Ring. Er wickelte ihn in Tuch ein und packte ihn in seinen Rucksack. Er schlief bald in seinem Lager ein und am nächsten Morgen wanderte er schon früh weiter. Schon am späten Vormittag kam er zur Schlucht des Liebeskummers und bemerkte, wieso sie so genannt wurde. Es war so kalt. Der Junge fror sehr, all der Hass und die Eifersucht der Menschen war in dieser Schlucht aufbewahrt. Wo sollte er nur das Herz finden? Doch ein Gefühl der Treue gegenüber seiner Schwester sagte ihm, dass er in die Schlucht klettern musste und dort würde es sein. Bei jedem Schritt wurde es kälter. Endlich erreichte er das Herz. Er packte es in eine kleine Schatulle. Schnell wanderte er zurück und machte sich auf den Weg zum Alten.

Am Abend kam er zur Hütte des Alten und sah seine verkümmerte Schwester in einem Käfig. Er eilte zu ihr, doch der Alte meinte: „Nein, gib mir zuerst  die Sachen, damit ich sie den Lebewesen bringen kann, denen es gehört. Der Jüngling gab ihm die drei Dinge und der Alte sah ihn zufrieden an. „Du hast deine Aufgabe gut gemeistert und das möchte ich belohnen!“. Er ließ das Schwesterchen frei und die beiden fielen sich in die Arme. Sie bedankten sich bei ihm, versprachen in der Nacht leise zu sein und verabschiedeten sich.

Die vereinten Geschwister liefen Hand in Hand nach Hause und es gab ein freudiges Wiedersehen. Die Königin der Einhörner belohnte die Geschwister mit einer Feier. An diesem Tag trafen sich alle Lebewesen dieses Landes und beschlossen in Freundschaft zu lebe.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.