„Die verwunschene Höhle“

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Johanna, 12 Jahre, aus Fulda

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Vor langer, langer Zeit, als es noch Feen und Elfen gab, saß mitten in einem dunklen, kalten Wald eine schmale Gestalt auf einer Holztruhe, die der Regen auf einer Seite aus dem Boden gewaschen hatte. Ihr Kleid war zerrissen, ihr Gesicht und die Hände zerkratzt, und sie weinte bitterlich, da sie sich verlaufen hatte. Nach einer Weile hörte sie auf zu weinen und hob neugierig ein loses Brett der Truhe an. Und was sah sie? Den Schatz der verwunschenen Höhle. Obenauf lag das Amulett der früheren Feenkönigin Eulalia. Ihre Mutter, die jetzige Feenkönigin, hatte ihr früher von Eulalia, dem Amulett und dem verwunschenen Schatz erzählt. Außerdem schenkte sie ihr auch ein Bild mit der Zeichnung dieses Amuletts.

Plötzlich knackte es im Unterholz. Sie fuhr herum. Eine Schar Kobolde fiel über sie her, und der Anführer schrie: „Seht, wir haben sie, die Feenprinzessin, die Enkelin Eulalias!“ „Wie heißt sie?“, rief ein anderer. „Sie heißt Cäcilia“, rief ein Dritter. „Und die Kiste mit dem Amulett“, rief ein Vierter. „Nun können wir die verwunschene Höhle öffnen.“ Die Kobolde bedrängten sie von allen Seiten, und sie hatte furchtbare Angst. Sie fesselten sie, verbanden ihr die Augen und schleppten sie samt der Kiste davon. Sie öffneten mit dem Amulett den Felsen, brachten Cäcilia in die Höhle und nahmen ihr die Augenbinde ab. Sie rannten hinaus, verschlossen den Eingang und verschwanden so schnell wieder wie sie gekommen waren. Sie wollten ihrem Volk die Nachricht bringen, dass sie nun endlich den legendären Schatz der Feen hätten. Cäcilia sah sich in der Höhle um. Überall glänzte, glitzerte und funkelte es. Sie erkannte die verwunschene Höhle durch die Erzählungen ihrer Mutter.

In der Zwischenzeit merkte die Feenmutter das Verschwinden von Cäcilia und rief Prinz Edward aus dem Nachbarreich zu Hilfe, der Cäcilia liebte. Sie gab ihm einen Banndolch, der, wenn er jemanden damit traf, nicht starb, sondern zu Stein wurde. Prinz Edward kämpfte sich durch den dunklen Wald. Sein Weg führte über Wurzeln, zwischen Bäumen und Sträuchern, unter Felsüberhänge und durch Sümpfe. Aber nirgends fand er Cäcilia. Nach einem langen Fußmarsch sah er etwas zwischen Felsgestein glitzern. Da wusste er sofort, wo er Cäcilia finden würde. Er musste zur verwunschenen Höhle. Doch wo war sie? Als er noch überlegte, sah er einige kleine, dunkle Gestalten durch das Unterholz huschen und erkannte, dass es die Kobolde waren. Er schlich ihnen nach und beobachtete sie, wie sie den Felsen mit einem Amulett öffneten. Da sprang Edward mit einem Satz aus dem Gebüsch und traf den Anführer mit dem Dolch, so dass dieser augenblicklich zu Stein wurde. Mit vor Schreck geweiteten Augen sahen es die anderen Kobolde, und Edward konnte sie ebenfalls mit dem Dolch berühren, so dass auch sie zu Stein wurden.

Er kroch in die Höhle und fand Cäcilia zusammengekauert auf dem Boden. Sie öffnete die Augen, sprang auf und fiel ihm in die Arme. Prinz Edward war überglücklich, dass er sie gefunden hatte und brachte sie zur Feenkönigin. Dort berichtete er, was er erlebt und gesehen hatte. Da schickte die Feenkönigin Soldaten aus, die den Schatz aus der verwunschenen Höhle in ihr Schloss bringen sollten. So war der Schatz endlich wieder im Besitz der Feen. Prinz Edward heiratete Cäcilia, und sie lebten im Feenreich glücklich bis an ihr Lebensende.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.