„Die Kraft der Liebe“

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Lena, 11 Jahre, aus Neuried

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Es war einmal in einem weit entfernten Königreich. Dort lebte eine junge glückliche Prinzessin mit ihren Eltern. Als das Mädchen 16 Jahre alt geworden war, entschied der König, dass es Zeit wäre, einen Mann für sie zu finden. Er überlegte lange, hatte aber dann doch einen Plan. Er schickte Kundschafter ins ganze Land, mit dem Auftrag, die schönsten Prinzen auszusuchen und sie zu einem Ball einzuladen, auf dem sich die Tochter für einen zukünftigen Gemahl entscheiden sollte. Erst zwei Nächte vor dem geplanten Ereignis erzählte es der König seiner Frau. „Meine Liebste“, so sprach er, „morgen findet ein großer Ball statt, auf dem sich unsere Tochter einen Bräutigam aussuchen soll. Ich habe viele schöne Prinzen aus fernen Ländern eingeladen“. Die Königin stimmte dem Vorschlag mit Freuden zu. Doch beide bemerkten nicht, dass die Türe des Raumes einen Spalt offenstand und die Prinzessin das Gespräch mit angehört hatte. Das Mädchen war nun sehr traurig. Schon vor einiger Zeit hatte sie sich in einen armen Knecht im Schloss verliebt und er sich in sie. So rannte sie zum Stall und hockte sich weinend in die hinterste Ecke der Box ihres Pferdes. Die Tränen nahmen kein Ende. Doch schon bald hörte der Knecht ihr Schluchzen, setzte sich neben sie und fragte: „Was ist passiert? Du siehst so traurig aus.“ Also erzählte die Prinzessin ihm von den Plänen ihres Vaters. Schon bald hatte der Knecht eine Idee. „So weine nicht. Morgen Abend werde ich gegen Mitternacht auf dem Ball erscheinen. Du wirst mich erkennen!“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und die Beiden gingen auseinander. Am nächsten Abend machte sich das Mädchen viele Gedanken. „Was, wenn ihr sehr ersehnter Mann nicht kam? Wenn sie einen anderen Prinzen heiraten müsste, den sie von Anfang an hasste?“ Die Turmglocke schlug zur Abendstunde. Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Das Mondlicht beleuchtete schwach den Schlosshof. Da fiel ihr etwas ein. Um diese Zeit sollte sie im Ballsaal erscheinen. Dort warteten bereits die ausgewählten Prinzen ihres Vaters auf sie. Viele hübsche Prinzessinnen aus anderen Königreichen waren ebenfalls zum Ball geladen. Das Mädchen öffnete langsam die Tür. Ihr schauten viele erwartungsvolle Gesichter entgegen. Die Tochter des Königs schritt anmutig zu ihrem Vater. Sie war eine wunderschöne Erscheinung. Ihr Kleid schimmerte und ihre Haare fielen ihr lang über die Schultern. Den Prinzen stockte der Atem. „Entschuldige die Verspätung, murmelte die Prinzessin zu ihrem Vater gewandt. Dieser nickte nur stumm. Das Orchester begann Tanzmusik zu spielen. Das Mädchen wurde von verschiedenen äußerst hübschen Prinzen zum Tanzen aufgefordert. Sie tanzte mit ihnen, hatte aber nicht das Gefühl, dass einer von ihnen ihr Geliebter sein könnte. Langsam aber sicher gab sie die verzweifelte Hoffnung auf, dass ihr Geliebter doch noch zum Fest erscheinen würde. Auf einmal kam ein Mann in den Ballsaal, den sie nicht kannte und ihr auffiel. Er trug wunderschöne Kleider und hielt sich sehr zurück. Er stand nur still da und schaute aus dem Fenster auf den glitzernden See des Schlossgartens. Zwei Schwäne glitten vorüber. Vorsichtig trat sie in einer Tanzpause an ihn heran und fragte ihn zaghaft: „Wer seid Ihr? Möchtet Ihr mit mir tanzen?“ Er trug eine Kapuze, damit der König ihn nicht sofort erkennen konnte. Er schaute ihr direkt in die Augen. „Erkennst du mich nicht?“, sagt er dann. Und da sah sie das Funkeln in seinen Augen, das ihr so vertraut war. Es war ihr Knecht. Er war wie versprochen auf dem Ball erschienen. „Ja mein Lieber“, hauchte sie und dann tanzten sie anmutig gemeinsam Arm in Arm. Das Königspaar beobachtete die beiden schweigend eine Weile. Plötzlich rief der König zu dem unbekannten Gast „Wer seid ihr, ich habe Sie nicht zum Ball eingeladen?“ Als der Knecht ihm nicht sofort antwortete, schritt der König durch den Saal und zog dem Mann die Kapuze vom Kopf. Sofort herrschte Totenstille. „Du bist doch der Knecht aus dem Pferdestall“, sprach er „was tust Du hier?“ „Bitte, Vater“, flehte die Prinzessin ihren Vater an. „Schicke ihn nicht weg. Er ist die Liebe meines Lebens. Ich war so traurig nachdem ich Deinem Gespräch mit Mutter gelauscht hatte und von Deinen Plänen wusste. Deshalb ist er zum Ball gekommen. Er konnte es nicht ertragen, mich weinen zu sehen. Ihn möchte ihn heiraten und niemand anderen!“ Der König schwieg eine Weile. Er schien zu überlegen. Seine Stirn kräuselte sich. „Na schön!“, rief er dann, „die Macht der Liebe ist stärker als mein Wunsch, Dich standesgemäß mit einem Prinzen zu verheiraten. Ich gebe Euch meinen Segen. Ich kann mich nicht gegen Dein Glück stellen. Werdet glücklich miteinander.“ Und so heirateten sie und bekamen miteinander viele Kinder. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Ende