„Der Traumprinz“

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Anna, 14 Jahre, aus Rohr im Gebirge, Österreich

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Es war einmal ein Mädchen namens Maja. Sie war 15 Jahre alt und nach ihren eigenen Worten „unsterblich“ in einen Jungen namens Tim verliebt. Gerade saß die auf ihrem Bett, neben ihr ihre beste Freundin Lotta, und schwärmte in einem fort über ihren Geliebten. Normalerweise war Lotta eine sehr aufmerksame Freundin, die sich gerne die Erzählungen Maja´s anhörte, allerdings würde sich auch der aufmerksamste Mensch nach der gefühlt hunderttausendsten Ausführung über „Tim beim Busfahren“, „Tim beim Aussteigen aus dem Bus“ und „Tim beim Mittagessen in der Cafeteria“ sowie „Tim beim Hausaufgaben machen nach dem Mittagessen in der Cafeteria“ irgendwann geistig ausklinken. „… Und er hat neue Turnschuhe in Schwarz! Ich glaube er mag Schwarz. Andererseits hat er auch Schuhe in Grün. Vielleicht mag er ja auch Grün, oder…“ „Warum gehst du nicht einfach zu ihm und fragst ihn?“ unterbrach Lotta sie. Ihr Geduldsfaden war gerissen. „Bitte was?“ fragte Maja verwirrt. „Warum du nicht hingehst, und ihn fragst, was seine Lieblingsfarbe ist und das ganze Zeug! Du beobachtest ihn schon seit Wochen Maja, und wenn du es dabei belässt, dann bist du nicht verliebt, sondern eine gruselige Stalkerin!“ gab Lotta gereizt zur Antwort. Ein wenig überrascht war sie über die Heftigkeit ihrer Worte. Aber es durfte doch nicht wahr sein, dass sie gekommen war, um gemeinsam mit Maja für einen Test zu lernen und nun schon seit einer halben Stunde hier saß, und ihre Zeit mit Gerede über Tim verschwendete. „ Ich bin verliebt – unsterblich. Aber da du anscheinend kein Verständnis für mich hast, bitte ich dich jetzt zu gehen.“ verwies Maja sie beleidigt . Lotta verstand nun gar nichts mehr. Sie hatte doch Verständnis gehabt – für eine gefühlte halbe Ewigkeit! Aber warum hatte Maja kein Verständnis für sie? Gekränkt verließ sie das Haus. Am nächsten Tag auf dem Weg über den Schulhof zur Bushaltestelle fasst Maja sich ein Herz. Sie war böse auf Lotta, allerdings hatte die Bemerkung mit der „Stalkerin“ noch den ganzen Abend in ihrem Kopf herumgespukt. Sie wollte keine Stalkerin sein, sondern Tim´s Freundin! Also ging sie mit entschlossenem Gesichtsausdruck und vor Angst zitternden Gummibeinen zur Zielperson. Tim stand alleine da und blickte mit starren Augen und leicht geöffnetem Mund auf eine Punkt in der Ferne. Es sah irgendwie bescheuert aus. Maja schüttete den Kopf. Verträumt – das war das Wort an das sie denken wollte – er sah verträumt in die Ferne – nicht bescheuert – niemals! Sie schluckte: „Tim?“. Er antwortete nicht. „Tim!“. Er zuckte zusammen und glotzte jetzt sie an: „Wasnlos?“ nuschelte er. So sprachen Traumprinzen normalerweise aber nicht mit ihren Prinzessinnen, dacht Maja. Er war sicher noch müde. „ Naja… ich .. du … also“ stotterte sie. „Nun ich bin Maja… und du bist … und ich finde… naja… ich…“ Während ihrem unzusammenhängenden Rumgestammle hatte Tim ein Wurstbrot und einen Softdrink aus den Tiefen seiner Schultasche befördert und begann nun lautstark zu essen. Maja starrte ihn an. Er lächelte ihr mit vollem Mund zu und versucht offensichtlich ein Rülpsen zu unterdrücken. „Vergiss es.“ sagte Maja. Diesen Abend saß sie in ihrem Bett und heulte. Tim war gar kein Traumprinz! Er war eher die Definition von allem, was ein Traumprinz nicht war! Und jetzt hatte sie nicht mal ihre beste Freundin. Sie schämte sich. Niemals hätte sie irgend einen Typen wichtiger als ihre Freundin werden lassen sollen. Es klingelte an der Tür.Lotta stand da „ Ich hab´ gehört, du hast mit Tim gesprochen.“ sagte sie. „Lief wohl nicht so gut.“ Maja blickte sie an. Dann umarmte sie ihre beste Freundin. „Es tut mit so leid.“ sprach sie leise.