„Der Herzenswunsch“

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Kristin, 15 Jahre, aus Siebenhirten, Österreich

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Es war einmal ein armseliges Häuschen am Waldesrande, in dem eine Familie mit drei Töchtern lebte. Die gebrechliche Mutter konnte nur mehr leichte Arbeiten verrichten. Der Vater arbeitete als Köhler und schickte jeden Morgen seine drei Töchter mit einem schweren Wagen voller Holzkohlesäcke in die große Stadt auf den Markt, dort sollten die Drei die Kohle verkaufen. Bei Sonnenaufgang weckte der Vater die Mädchen und schickte sie los. Auf dem Markt luden sie die schweren rußigen Säcke ab und boten sie an. Die Zeit verging, doch niemand blieb an ihrem Stand stehen und so machten sie sich wieder auf den Weg nach Hause, wo sie den enttäuschten Eltern mitteilten, dass sie nichts verkauft hätten. Am nächsten Morgen schickte der Vater die Mädchen erneut los. Leider verging auch dieser Tag ohne Einkünfte. Als die Drei gerade dabei waren, die schweren Holzkohlsäcke aufzuladen, trat eine freundliche alte Dame zu ihnen, um einen Sack Kohle zu kaufen. Sie übergaben diesen der Alten und freuten sich sehr, etwas Geld nach Hause bringen zu können. Mit schnellem Schritt machten sie sich auf den beschwerlichen Heimweg, liefen dann ihrer Mutter entgegen und teilten ihr mit, dass sie endlich etwas verdient hätten. Als die Älteste aber in ihre Tasche griff, um der Mutter das Geld zu geben, konnte sie den Schein nicht mehr finden. Hastig suchte sie danach, doch er war wie vom Erdboden verschluckt. Verzweifelt schrie die Mutter ihre Töchter an und schickte sie sogleich zu Bett. Am folgenden Morgen gingen die Mädchen wieder schwer beladen in die Stadt. Dort angekommen, trafen sie die alte Frau erneut, diesmal wollte sie alle Holzkohlesäcke kaufen. Die drei Mädchen boten an, den voll beladenen Wagen zu ihrem Haus zu ziehen und kamen so zu einem großen Schloss, welches der Dame gehörte. Diese bat die drei Mädchen hinein. Anfangs zögerten sie, doch schließlich folgten sie der freundlichen Frau. Die Mädchen konnten kaum fassen, wie wunderschön das Schloss war. An der Decke hingen Edelsteine und Diamanten und der Boden war aus teurem Marmor. Lange bewunderten sie das Schloss und die Frau erklärte ihnen, dass sie eine Zauberin kenne, die allen Dreien zum Dank für ihre Hilfsbereitschaft einen Herzenswunsch erfüllen werde. Sie sollten nur am nächsten Morgen wiederkommen. Dann steckte sie dem ältesten Mädchen das Geld für die Holzkohle zu und gleich darauf machten sie sich auf den Heimweg. Diesmal wollten sie das Geld auf keinen Fall verlieren und so hielt die Älteste es die ganze Zeit fest in der Hand. Zuhause fragte die Mutter verzweifelt, wo denn der Wagen mit der Holzkohle geblieben sei. Darauf streckte die Älteste der Mutter das Geld entgegen. Die Drei fühlten sich heldenhaft und erzählten den stolzen Eltern freudig von der alten Dame und dem Angebot. Jedoch der Vater wollte nichts von einer Zauberin hören und verbot den Dreien wieder zu dem Schloss zu gehen. Sie sollten lieber wieder in die Stadt laufen, um dort Kohle zu verkaufen, doch die Mädchen dachten keinen Augenblick daran. Im Morgenrot weckte der Vater seine Töchter und gab ihnen einen leicht beladenen Holzkohlewagen mit auf den Weg. Die Mädchen gingen, bis sie außer Sichtweite waren, versteckten dann den Wagen im Wald und machten sich auf zum Schloss. Nichts hielt die drei Mädchen davon ab, sie wollten zu der Zauberin. Vor dem großen Schloss erwartete sie schon die alte Dame, die sie freundlich begrüßte. Die Frau teilte ihnen mit, dass sie selbst nicht mitkommen könne, aber sie stellte ihnen ihren Sohn vor, der sie begleiten sollte. Die Jüngste wurde ganz verlegen, denn der junge Mann mit seinem kurzen blonden Haar und seinen meerblauen Augen gefiel ihr über alle Maßen. Die Mädchen fragten ihren Begleiter den ganzen Weg lang über die Zauberin aus. Er erzählte, dass er als Kind oft bei der freundlichen Alten gewesen sei, dass sie aber einer Hexe ähnle, denn ihre Haut sei grün und sie habe eine lange, schmale Nase. Sie waren gar nicht lange gegangen, da konnten sie schon ein winziges Häuschen mitten im Walde erkennen. Der Junge klopfte an der Tür und eine kleine Frau mit grasgrüner Haut öffnete. Sie bat nun ein Mädchen nach dem anderen ins Haus. Die Jüngste durfte als erste hinein. Kurz erklärte die Hexe dem Mädchen, dass es gut nachdenken solle, da nur ein richtiger Herzenswunsch in Erfüllung gehe und sich dieser auch nicht mehr ändern ließe. Nach kurzem Überlegen sagte das Mädchen: „Ich wünsche mir Glück!“. So sprach die Zauberin einen kurzen Zauberspruch und schickte es vor die Tür. Dann war das mittlere Mädchen an der Reihe. Es wünschte sich Reichtum. Und das letzte und älteste Mädchen wünschte sich Liebe. So verließen sie die Zauberin wieder. Der junge Mann begleitete die Mädchen bis zu ihrem Wagen. Schnell holten sie diesen aus dem Wald und verabschiedeten sich von dem Mann. Alle Drei konnten es kaum erwarten und fragten sich, ob ihre Wünsche tatsächlich in Erfüllung gehen würden. Als der nächste Morgen anbrach, war nichts anders. Der Vater schickte sie in die Stadt, wo sie die schwere Holzkohle abluden und feilboten. Da kam der junge gutaussehende Mann vom vorigen Tage vorbei, um die Jüngste zu besuchen. Er erklärte dem Mädchen, dass er den ganzen Abend an sie habe denken müssen und sie vermisse. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und so trafen sie sich öfter, heirateten schließlich und bekamen drei wunderschöne Töchter. Sie mussten nie hungern und lebten in dem wunderschönen Schloss. So hatte sich ihr Wunsch erfüllt. Sie war glücklich. Bei den anderen lief es nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Das Mädchen, das sich Reichtum gewünscht hatte, heiratete ebenfalls, bekam aber keine Kinder. Sie und ihr Mann waren durch den Verkauf von Holzkohle reich geworden und mussten nun weiterhin jeden Tag in die Stadt, um diese zu verkaufen. Die Älteste, die sich Liebe gewünscht hatte, heiratete einen Prinzen, der ihr jeden Tag seine Liebe schenkte, ebenso wie die vielen Tiere, die sie um sich scharte, doch sie blieb kinderlos.