„Der goldene Ritter“

Eingetragen bei: Wettbewerb: Alles Liebe oder was? | 0

Yvonne, 18 Jahre, Zell im Fichtelgebirge

* * * * *

Es war einmal ein Ritter, der lebte in einem verarmten Königreich. Früher war dieses sehr wohlhabend. Es gab Mengen an Gold. Alles glänzte und wirkte wie in das Licht der aufgehenden Sonne getaucht.
Doch nach dem Tod der Königin verfiel das Land langsam in einen Schlaf. Der König kümmerte sich nicht mehr um sein Volk, nicht um den Handel, nicht einmal seine Tochter schien ihn mehr zu interessieren. Darunter litt die junge Prinzessin sehr. Alles wofür der König noch existierte war sein Kummer.

Am Hof lebte aber auch ein goldener Ritter. Der wuchs in den alten Gemäuern heran. Noch nie hatte er diese verlassen, doch heute war es so weit. An seinem 21. Geburtstag sollte er seine Heimat verlassen um sich eine Frau zu suchen. Er sagte dem König und dessen schöner Tochter „Lebe Wohl!“ und ritt davon. Tag und Nacht ritt er durch das Land. Suchte in jedem Dorf nach der Frau, die sein Herz begehrte, jedoch war die Richtige für ihn nicht dabei. Wo ihn sein Pferd auch hintrug, die Sehnsucht ließ ihn weiterziehen.

Am 12. Abend erblickte er eine kleine Hütte, in der er Unterschlupf suchen wollte. Der goldene Ritter klopfte an die Tür, eine Antwort aber erhielt er nicht. Von der Reise erschöpft legte er sich in das Gras und fiel in einen tiefen Schlaf.

Im Mondlicht trat eine Gestalt an den Rand der Wiese. Eine junge Frau, gekleidet in Lumpen, mit Blättern in den Haaren und ohne Schuhe an den Füßen. Als sie den Ritter erblickte lies der aufkommende Wind die Gräser erzittern.

Am Morgen des 13. Tages erwachte der junge Mann und hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Als er das Mädchen erblickte, erschrak er, doch sie näherte sich ihm langsam. Als sie vor ihm stand, bemerkte er, dass sie etwa sein Alter hatte. Ihre Kleider waren zwar verdreckt, doch man konnte ihre Schönheit deutlich erkennen.

Sein Herz schlug höher und es fühlte sich für ihn an, als hätte die Sehnsucht ihn durch das Land gezogen, genau zu dieser geheimnisvollen Frau. Sie stand wortlos dort. Langsam ging er auf sie zu. Sie stand weiterhin stumm und starr da. Keinen Zentimeter bewegte sie sich.

Der goldene Ritter hob seine Hand und berührte sanft das Gesicht der Frau. In der Luft lag der Zauber einer frisch entflammten Liebe. Als die Frau die Hand des Mannes ergriff, lächelte sie und er erkannte in ihr die schöne Prinzessin.

Sie hatte den Hof ihres Vaters verlassen, nachdem dieser nichts anderes als sein eigenes Leid sah. Auch sie war hinaus in die Welt gezogen, um ihr Glück zu finden.
So waren sich beide, die schöne Prinzessin und der goldene Ritter, stets nah, erkannten in sich ihr Glück erst hier. So fanden die beiden ihr Schicksal ineinander: Sie kehrten zurück an den Hof und verkauften die goldene Rüstung. Mit dem Erlös halfen sie das verarmte Königreich wieder aufzubauen.

Die Prinzessin schenkte dem Ritter ein Kind, mit kleinen goldenen Locken. Das Enkelkind gab dem König neue Hoffnung und so lebten sie glücklich und zufrieden im Licht der goldenen Sonne.