„Der goldene Bär“

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Veronika, 13 Jahre, Nabburg, Deutschland

* * * * *

Es waren einmal ein Prinz und eine Prinzessin. Sie lebten in einem fernen Königreich in einem prächtigen Palast, doch sie bevorzugten lieber den Wald. Eine Legende besagt, dass es in ihm eine böse Kreatur gibt, die Menschen in die verschiedensten Tiere verwandelt. Aber die zwei Geschwister glaubten nicht daran und so kletterten die beiden an einem schönen Sommertag wieder auf den Bäumen herum.

Obwohl sie schon oft an dieser Stelle waren, ist ihnen noch nie aufgefallen, dass einer der Stämme hol war. Von unten funkelte etwas herauf und von der Neugier gepackt stiegen sie geschwind hinunter. Isabell und Leonhard landeten in einer Höhle. Von den bemoosten Wänden tropfte Wasser und an der Decke hingen Spinnweben.  Sie gingen langsam den dunklen Gang entlang. Nach einiger Zeit erblickten sie Licht und vor ihnen war der Ausgang. Doch bevor sie ihn passen konnte stellte sich den Geschwistern ein kleines Wesen mit knubbeliger Nase in den Weg. Das musste das Untier aus der Legende sein. Freundlich stellten sich die Königskinder vor, doch der Troll hörte gar nicht hin sondern schnippte mit den Fingern. Um sie herum wurde alles grau und als sich nach kurzer Zeit der Nebel lichtete stand neben Leonhard nicht mehr seine geliebte Schwester sondern ein goldener Bär.

Erschrocken blickte der Prinz abwechseln zu Isabell und zu dem Wesen welches so etwas wie „ Was mache ich wohl aus dir?“ murmelte. Aber im nächsten Augenblick  rammte Leonhard die klinge seines Schwertes durch den kleinen Körper des Trolls, in der Hoffnung sein Tod würde den Zauber brechen. Doch nichts geschah und das Mädchen blieb verzaubert. Zitternd stand der Junge da. Er sackte in  die Knie und hielt sich an seiner Schwester fest, die sich neben ihn setzte. „Wie soll ich denn das nur Vater sagen?“, klagte der Prinz.

Lange saßen Leonhard und das goldene Tier in der Höhle, bis es draußen langsam dämmerte. Der Junge stand auf und sagte Isabell, dass sie hier bleiben solle und dass er morgen wieder käme. Das Bärenmädchen nickte nur und der Königssohn machte sich auf dem Weg zurück ins Schloss, wo er dem Vater beichtete, er habe seine Schwester verloren, verschwieg aber, dass sie nur ein goldener Bär ist. Der König ließ sofort seine Wachen ausschwärmen um seine Tochter suchen zu lassen. Am Tag darauf kehrten ein paar der Soldaten zurück und berichteten den König, dass von dem Mädchen jede Spur fehlt sie stattdessen aber einen goldenen Bären gefunden haben. Trotz der Tatsache dass sein Kind vermisst wird war die Gier des Königs nach Gold zu groß und so ließ er an alle Fürsten des Landes Einladungen für eine Treibjagt auf das Tier verschicken.

Als Leonhard von den  Plänen seines Vaters erfuhr wurde er wütend und wollte ihn umstimmen, das  Tier in Ruhe zu lassen. Er erzähle von dem Troll und der Verwandlung seiner Schwester, aber dem König war das alles egal. Er wollte das Gold. Es war zwecklos weiter auf seinen Vater einzureden und so eilte der junge Prinz aus dem Speisesaal, weiter in den Wald um seine Schwester zu warnen.

In den nächsten Tagen  kamen immer mehr Fürsten ins Schloss, die der Einladung gefolgt waren und die Zeit wurde Knapp, für Isabell ein geeignetes Versteck zu finden. Kurzer Hand entschloss sich Leonhard das Mädchen ins Schloss zu bringen, in der Hoffnung dass sie dort niemand fand. So schlichen die Geschwister am Tag der Treibjagt über das Schlossgelände. Die Jagdgesellschaft ist bereits aufgebrochen. Das dachten sie zu mindestens, denn als sie über den Kiesplatz gingen schwang  das Schlosstor auf und er König kam heraus stolziert.

Als dieser den goldenen Bären erblickte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen, senke langsam seinen Arm zu  dem Griff seines Schwertes er zog es aus der Gürteltasche und hob es an. Er ging mit großen Schritten auf das Bärenmädchen zu, welches wie angewurzelt da stand und auf die silberne Klinge des Schwertes blickt. Der Prinz versuchte seinem Vater noch einmal klar zu machen, dass dieser Bär seine Schwester ist, aber der König stieß seinen Sohn zur Seite, sodass dieser zu Boden fiel. Mit  großer Angst um seine Schwester musste Leonhard zusehen wie sein Vater weiter auf Isabell zu ging  und nun genau vor ihr stand. Er erhob sein Schwert und wollte gerade zuschlagen, als sich der Prinz zwischen die Klinge und seine Schwester warf.

Sofort kam wieder grauer Nebel auf und umhüllte die Königsfamilie. Als er sich wieder verzog blickte der König nach unten. Vor ihm, auf den Boden lag sein toter Sohn dessen Blut den Kiesel unter ihm rot färbte. Schluchzend kniete neben den Prinzen seine Schwester. Sie wurde durch die Liebe ihres Bruders der sich für sie geopfert hatte, zurück verwandelt. Erst jetzt realisierte der König dass er gerade seinen Sohn ermordet hatte, nur weil er so gierig auf das Gold war.

Lange stand er auf den Kiesplatz und sagte kein Wort. Mittlerweile hatte sich um die drei eine ganze Schar von Menschen angesammelt, die erschüttert auf den toten Knaben starrten. Mit jeder Träne, die Isabell auf Leonhards Körper vergoss, schlossen sich nach und nach die blutenden Wunden, denn in jedem Tropfen befand sich noch ein Fünkchen Magie. Als sich der Knabe wieder bewegte, schrie die Prinzessin auf und half ihrem Bruder wieder auf die Beine. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und umarmte ihn. Der Königrief zu einem Festmahl auf und als sie sich auf dem Weg ins Schloss machten hörten sie hinters sich eine Stimme. Die drei drehten sich und hinter ihnen stand die Königin, die vor langer Zeit auch in ein Tier verwandelt wurde. Und als Familie lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.