„Der Außenseiter“

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Fiodora,14 Jahre, aus Wien

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Es war einmal ein Knabe, der lebte in einem Königreich. Die Bewohner waren alle sehr in sich gekehrt und wollten nichts von außerhalb ihres Reiches wissen. Kein Einziger von ihnen wollte aufregende Abenteuer erleben. Sie alle waren, durch ihren fruchtbaren Boden, Reichtum und Treue gewöhnt. Jeden Tag wurden dort Ehen geschlossen, es wurde gefeiert, getanzt und das Leben genossen. Alle waren gleich, nur einer nicht, ein Jüngling, dem dieses Leben nicht länger gefiel. Er machte sich nichts daraus einen Tanz zu lernen, mit seinem Vater einkaufen zu gehen oder für seine Familie Wasser vom Fluss zu holen.

Eines Tages zur Abendstunde sollte er vom Fluss Wasser holen. Als er dort angelangt war, kniete er sich ans Flussufer unter die Zweige eines Baumes und hielt den Trog, der für das Wasser vorgesehen war, in den funkelnden Fluss hinein. Der Trog wurde immer und immer schwerer und obwohl er für sein Alter kräftig war, konnte er sich und den Trog nicht mehr halten und fiel in den reißenden Fluss. Alles um ihn herum verschwamm vor seinen Augen, in denen sich seine Angst deutlich spiegelte. Plötzlich vernahm er inmitten des rauschenden Wassers ein liebreizendes Singen, das lauter und lauter wurde und sich schließlich in ein mächtiges Gelächter verwandelte. Wie aus dem Nichts erschien ihm eine magisch anmutige Maid. Sie nahm seine Hand und das Gelächter verstummte.

Er war in Ohnmacht gefallen. Als er wieder zu sich kam, sah er Gemäuer überall um sich herum und lag auf einem ungleichmäßig gepflasterten Steinboden. Er fand einen Dolch in der einen und eine Landkarte in seiner anderen Hand. Wo bin ich? – Dieser Gedanke machte ihm Angst. Er war noch nie zuvor in einem anderen Königreich gewesen und kannte nichts Anderes. Die Sonne brannte auf seine durch und durch nasse Kleidung. Da kam eine Alte zornig zu ihm und befahl ihm, ihr zu folgen und kein Wort zu verlieren. Aus Wut über seine Situation hörte er nicht auf sie und fragte erzürnt: „Wo bin ich und wohin bringen Sie mich?“  Doch Antworten bekam er keine. Als sie in eine Höhle gelangt waren und die Frau jeden Ausgang abgeriegelt hatte, löste sich ihr Zorn in Freude auf und unermessliche Liebe schien aus ihrem Herzen zu strahlen. „Du bist mein Sohn!“, sagt sie. Er verstand gar nichts mehr: „Was ist hier los?“ Sie erklärte ihm alles und er verstand, warum er sich nie zuvor zugehörig gefühlt hatte und so entschied er, bei ihr zu bleiben und ein neues Leben zu beginnen.