„Das Märchen vom magischen Zauberland“

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Anna, 13 Jahre, Nabburg, Deutschland

* * * * *

Es waren einmal zwei Brüder. Sie lebten mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Theresa auf einem armen Bauernhof, nahe einem magischen Wald. Die Brüder Vincent und Jakob halfen ihren Eltern jeden Tag auf dem Hof. Doch die Schwester lag still in ihrem Bettchen, da sie schwer krank war und womöglich bald sterben würde. Eines Nachts, es war schon kälter geworden, lagen beide Brüder mit offenen Augen in ihrem Strohbett und unterhielten sich über das Zauberland, das versteckt, nahe den Mooren liegen soll. Vincent überlegte, ob sie dorthin aufbrechen sollten, um vom gutmütigen und König ein wenig Geld zu bekommen, sodass sie Medizin für Theresa besorgen können. Beide hielten es für eine gute Idee und so brachen sie für ihre Schwester auf. Sie packten zwei Laibe Brot, warme Sachen, eine große Kanne für Wasser und Stroh in einem großen Beutel mit. Jakob schrieb mit Kohle auf ein Stück Pergament: „Liebe Eltern, wir machen uns auf die Reise um für Theresa Geld vom König des Zauberlandes zu bekommen. Wir kommen bald wieder, eure geliebten Söhne.“ Jetzt brachen sie in das Abenteuer auf.

Bald waren die Knaben im Wald und sahen wegen der Dunkelheit kaum, wo sie hintraten. Erschreckendes Wolfsgeheule ließ die Beiden zusammenzucken. Jakob schlug vor, eine Pause zu machen. Damit war auch Vincent zufrieden und sie legten ihr Stroh unter eine riesige Tanne, die eine Art Höhle mit ihren gigantischen Zweigen bildete. Kaum lagen sie darunter, schliefen sie auch schon ein.

Als die Brüder am Morgen erwachten, wussten sie erst gar nicht wo sie sich befanden. Doch bald erinnerten sie sich wieder daran. Beide packten ihr Stroh wieder ein, aßen ein Stück Brot und tranken frisches Wasser, das aus einer Quelle hervorsprudelte. Sie füllten das klare Wasser in die Kanne, um vorzusorgen. Jetzt wanderten die Geschwister weiter durch den hell erleuchteten Wald. Der Weg, den sie gingen, sah geheimnisvoll aus.

Schließlich dämmerte es schon fast, da es bereits Mitte November war. Plötzlich tauchte aus dem Nichts eine grimmige Gestalt auf, die die Form einer Rübe hatte. Die Zwillinge erkannten, dass es die bösartige Runkelrübe war, die in den Mooren ihr Unwesen trieb und jeden hasste, der ihm nur nahe käme. Die Buben starrten der Rübe in die rabenschwarzen Augen. Zuerst blieben sie starr vor Schreck stehen, doch als das Ungetüm mit einem Dolch näher kam, rannten sie um ihr Leben vom Wege ab und schließlich durch das dichte Gebüsch mitten auf eine unterwasserstehende Wiese. So wussten sie, dass sie in den Mooren waren. Die Jungen versuchten, aus der nassen Wiese zu entkommen. Aber als sie am blätterbedeckten Ufer ankamen, fielen sie einige Meter tief in ein Loch, das wahrscheinlich als Falle der Runkelrübe diente. Bestürzt stellten sie fest, dass vor ihnen ein Labyrinth lag, das so groß wie drei Fußballfelder war. Die Zwillinge hatten keine andere Wahl, als den richtigen Weg durch den Irrgarten zu finden.

Nachdem Vincent und Jakob sieben Tage und sieben Nächte gegangen waren, wurden sie von drei Wesen entdeckt, die, wie sie verrieten, die Boten des Königs aus dem Zauberland sind! Mit einem Gedicht stellten sie sich vor:

„Grüß Gott, mein Name ist Charlott!“, sprach eine mit Blumen verzierte Teekanne.

„Grüß dich, ich bin Mirlande, die trägt eine rote Weihnachtsgirlande.“, erklärte ein kleiner Weihnachtsbaum.

„Zum Schluss komme ich, der Wolfgang, der zu jedem Anlass trägt einen Umhang!“, dichtete ein Blumentopf, der den Brüdern ein breites Lächeln schenkte.

Allesamt konnten sowohl sprechen als auch laufen, was sehr merkwürdig war. Nachdem die Buben erzählten, warum sie hier waren, führten die Drei, wie sich herausstellte, netten Boten sie zum Königspalast. Der restliche Weg des Labyrinths war mit ihrer Hilfe ein Kinderspiel. Der Irrgarten war nämlich als Schutz vor Eindringlingen gebaut worden. Bald sahen Vincent und Jakob das erste Mal nach einer Ewigkeit das Tageslicht wieder und stellten fest, dass es während ihrer Abwesenheit geschneit hatte. Es fühlte sich einfach herrlich an, die frische Luft einzuatmen. Die Fünf stapften durch den glitzernden Schnee hin zum wunderschönen Zauberland. Aus den Schornsteinen der Lebkuchenhäuser stiegen dicke Rauchwolken, die Seen waren zugefroren und an den Dächern hingen Eiszapfen, die, wie die Boten erklärten, nach Zucker schmeckten. Ein glänzender Adventskranz befand sich auf dem Dorfplatz. Der Königspalast stach besonders heraus. Die Wände waren bunt gestrichen, die Fenster hatten runde Spitzen und eine große Kuppel krönte das Dach. Die fünf Freunde traten in das Königshaus ein. Sie stiegen eine Wendeltreppe hinauf und gingen in einen Saal, in dem ein schrulliger Mann, wohl der König, auf seinem Thron saß. „Grüßet euch ihr Fremdlinge! Was ist der Anlass, dass meine geliebten Boten euch zu mir bringen?“, fragte der König. Nachdem Vincent und Jakob alles erzählten, brachte der Herrscher ihnen wie selbstverständlich eine glitzernde Kiste mit Gold, Silber und vielen funkelnden Edelsteinen. Die Buben bedankten sich recht herzlich und bekamen sogar noch einen fliegenden, überdachten Bollerwagen, der so groß war, dass die Kiste und die Kinder hineinpassten. Zum Abendessen und über Nacht blieben die Geschwister noch als Gast und am kommenden Tag verabschiedeten sie sich vom warmherzigen König und von den drei magischen Boten, die sie sehr nun sehr mochten. Mit ihrem Gefährt stiegen sie in die Lüfte und winkten den vier neuen Freunden noch lange, bis sie verschwunden waren.

Die Heimkehr dauerte nicht lange, weil der Bollerwagen schnell flog. Mit Tränen in den Augen wurden sie von den Eltern empfangen und berichteten ihnen stolz von dem Schatz des Königs. Theresa wurde durch die gekaufte Medizin wieder gesund und auch der Zustand des gesamten Hofes besserte sich. Auch Essen und Trinken gab es genug und sie feierten zusammen ein glückliches Weihnachten mit einem prächtigen Festmahl!

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!