„Das Geheimnis des alten Königs“

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Johanna, 11 Jahre, Mainz

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Es war einmal…

ein alter König, dessen Frau und Kinder schon lange gestorben waren. Seine einzige Freude war eine schwarze Katze, die er heimlich in der Abendstunde zu treffen pflegte. Nun war der König aber schwach und seines Amtes müde geworden, wusste aber nicht, wer sein Erbe antreten sollte.

Irgendwann kam ihm eine Idee und er ließ im ganzen Reich verkünden: „Bringt mir den besten Kameraden für meine Liebste und ihr werdet es nicht bereuen.“ Die Leute reagierten unterschiedlich auf diese Botschaft. Der Knabe des reichen Bäckers und seine Freunde riefen: „Jetzt ist der Alte völlig verrückt geworden. Einen Kameraden für seine Liebste! Seine Frau ist doch schon seit vielen Jahren tot.“ Die Fürsten im Lande, die selber nichts so sehr liebten wie ihren Reichtum dachten: „Bestimmt will er Gold haben.“ Und machten sich auf, um das Schönste zu finden.

Das Küchenmädchen des Königs jedoch hielt diesen weder für verrückt noch für geldgierig. Sie dachte, dass bestimmt mehr hinter dem Rätsel stecken würde und fing an, den König im Geheimen zu beobachten. Eines Abends sah sie ihn im Mondlicht mit dem schwarzen Kätzchen spielen. Da das Mädchen Tiere auch sehr gerne mochte, verstand sie sofort, wer mit der Liebsten des Königs gemeint war. Der alte Herrscher suchte einen Freund für seine Katze, denn der Gedanke, dass diese nach seinem Tod allein sein würde, war für ihn sicher unerträglich. Gleich am nächsten Morgen ging das Mädchen zu einem Bauern, von dem sie wusste, dass ihm gerade ein Kater zugelaufen war, den er aber nicht behalten konnte und kaufte ihm das schöne Tier ab. Der Kater war orange getigert und schnurrte, als ihn das Küchenmädchen unter dem Kinn kraulte. Sie setzte ihn in einen Korb mit einem weichen Kissen und lief damit zum König. Doch dort angekommen, musste die Magd erschrocken feststellen, dass ein Fürst bereits vor ihr eingetroffen war und dem König große Mengen an goldenem Schmuck präsentierte. Aber dieser lachte nur und sagte: „Kein Gold dieser Welt ist mir so wichtig, wie meine Liebste und dass sie einen guten Freund bekommt.“ Und damit winkte er sein Küchenmädchen zu sich und fragte: „Wen bringst du mir denn da mit?“ „Das ist Bernstein und er braucht ein schönes, neues Zuhause“, antwortete sie etwas schüchtern. „Ich dachte, er könnte vielleicht ein Spielgefährte von ihrem kleinen schwarzen Kätzchen werden. Und wenn Sie möchten, werde ich mich auch immer gut um die beiden kümmern.“ Dem König stiegen Tränen in die Augen und er verkündete vor allen Fürsten: „Als meinen Nachfolger habe ich mir immer jemanden gewünscht, der so klug, freundlich und umsichtig ist. Und ich habe ihn hiermit gefunden. Aber jetzt wollen wir erst einmal die beiden Katzen miteinander bekanntmachen.“

Doch das war gar nicht mehr nötig. Bernstein war inzwischen längst aus seinem Korb gesprungen und nun stolzierten die Katzen des Königs in trauter Eintracht neben einander her. Da fingen der König und das Küchenmädchen glücklich an zu lachen. Auch die Fürsten mussten schmunzeln und wer ganz besonders gute Augen hatte, der konnte sogar ein Lächeln auf den Katzengesichtern erkennen.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lachen – und schnurren- sie noch heute.