„Alles Liebe oder was?“

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Lea,16 Jahre, aus Wien

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Es war einmal ein kleines Mädchen namens Ella. Es lebte gemeinsam mit ihren Eltern und sechs Geschwistern in einem großen märchenhaften Wald und liebte die frische Luft, die Schönheit der Natur und alles, was glitzerte und glänzte. Aber trotz  dieser Idylle musste das Mädchen natürlich auch immer fleißig mit anpacken, auf seine Geschwister aufpassen und mithelfen Essen für diese große Familie aufzutreiben. Deshalb ging es auch jeden Abend los, um Beeren zu pflücken und beobachtete dabei liebend gern den Teich, der durch das Mondlicht wunderschön schimmerte. Leider hatte es dazu oft viel zu wenig Zeit und vor allem zu wenig Ruhe, weil es meist außer dem großen Korb noch eine ganze Schar Geschwister mitnehmen musste.

Eines Tages verließ Ella wie gewöhnlich ihr Zuhause mit einem großen Korb und sicher sechs Kindern an der Hand und hinter sich herlaufend. Sie spazierten fröhlich durch den Wald, bis sie an einen großen Himbeer- und Brombeerbusch kamen. Ihre Geschwister aßen gierig die köstlichen Beeren, während sie versuchte, so viele als möglich zu retten und in den Korb zu legen. Obwohl die Kinder viel Lärm machten, vernahm sie plötzliche ein Rascheln, das hinter einer großen Staude hervorkam. Was konnte das nur gewesen sein? Vögel hatte das kleine Mädchen nicht gesehen. Vorsichtig tastete sich Ella näher heran. Unter den Blättern konnte sie einen jungen Burschen mit zerzausten Haaren und schmutzigem Gesicht erkennen, der maßlos von den Beeren aß und sie sich in den Mund stopfte. Dieser verwahrloste Jüngling kam ihr etwas ungeheuerlich vor, also trat sie vorsichtig einen Schritt zurück, rief nach ihren Geschwistern, schaarte sie dicht um sich und machte sich schnell auf den Heimweg. Aber auch am nächsten Tag, als sie an einem ganz anderen Ort nach Beeren suchten, begegnete ihr der Bursche wieder. Auch dieses Mal ergriff sie sogleich die Flucht und schlug eine andere Richtung ein.

Um genug Beeren für ihre Familie aufzutreiben, entfernten sich Ella und ihre Geschwister jeden Tag etwas weiter von ihrem Elternhaus, sie quälten sich durch das Dickicht und schafften es so immer wieder, ihren Korb voll zu bekommen. Eines Tages aber, als sie ausnahmsweise alleine unterwegs war und sie in Ruhe am Ufer des Teiches saß, hatte sie ganz die Zeit vergessen und es wurde schon dunkel. Als sie sich auf den Weg nach Hause machte, sah sie fast ihre eigenen Beine nicht mehr und fiel ständig über kleine Sträucher und Äste, die am Boden lagen. Ihre Beine schmerzten durch die vielen Kratzer der Zweige und Dornen. Als sie glaubte, das Dickicht hinter sich gelassen und den Weg erreicht zu haben, fiel sie plötzlich hin und stürzte einen tiefen Abgrund hinunter.

Nach dem ersten Schock wieder zu sich kommend, musste sie feststellen, dass sie in einer tiefen Grube gefangen war, rundherum ging es steil nach oben und obwohl sie verbissen versuchte, sich nach oben zu ziehen, gelang es ihr nicht. Als ihr schließlich die Kraft ausging, ließ sie sich schluchzend zu Boden fallen und ergab sich ihrem Schicksal.

Sie musste eingeschlafen sein, denn als sie plötzlich durch ein Rascheln wach wurde, war es schon früher Morgen und sie konnte im Morgengrauen eine Gestalt über sich erkennen. In Panik und voller Angst zuckte sie zusammen und dachte zuerst an ein wildes Tier. Da plötzlich konnte sie eine menschliche Gestalt ausnehmen, die beruhigend auf sie einredete. Es dauerte nicht lange, da spürte sie auch schon etwas, das auf sie herunterfiel, es war das Ende einer dicken Liane. Ella hielt sich daran fest und wurde wie durch Zauberhand nach oben gezogen. Immer näher kam sie an die Gestalt, die sie mit aller Kraft nach oben zog, heran und dann war sie auf einmal in seinen Armen, ja in seinen. Es war nämlich der Bursche, den sie Tage zuvor beim Beerenpflücken gesehen hatte.

Sie bedankte sich herzlich und von da an trafen sie sich täglich im Wald. Sie suchten und pflückten von nun an gemeinsam Beeren und lernten sich immer besser kennen und schließlich verliebten sie sich ineinander. Es dauerte nicht mehr lange, bis der Junge um Ellas Hand anhielt und bis ihre Eltern freudig einwilligten. Ein kleines Hochzeitsfest fand mitten im Wald statt und das verliebte Pärchen baute sich gleich neben dem glitzernden Teich ein wunderschönes kleines Holzhäuschen. Dort lebten sie von da an glücklich und zufrieden. Sie bekamen viele Kinder, die munter um das Haus herumsprangen und das Leben im Wald genossen und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.