„Alles Liebe oder was?“

Eingetragen bei: Wettbewerb: Alles Liebe oder was? | 0

Linus, 14 Jahre, aus Wien

*****

Es war einmal vor langer, langer Zeit, vor vielen hundert Jahren, als man sich eine Geschichte erzählte, eine Geschichte über ein Kind, das talentierter war als alle anderen und so schön, dass sich nicht einmal die Rosen trauten in seiner Gegenwart zu blühen.

Jeder wollte so sein wie dieses Mädchen, doch wusste niemand, dass ihr Leben verflucht war. Da sich alle Blüten und Blumen vor Neid verschlossen, konnte es nie sehen wie schön der Welt im Frühling und Sommer rundherum wirklich war und da sich selbst die Sonne stets vor Scham hinter einem Wolkenmantel verbarg, war es für dieses Kind immer düster. Auch die Menschen im Dorf, die durch ihr Nacheifern feststellen mussten, dass sie nie an diese Pracht herankämen, wurden alsbald neidisch auf das schönste aller Kinder und dem Mädchen blieb nicht einmal ein Freund. So kam es, dass es nie lernte etwas Schönes in der Welt zu sehen.

Allein und von der Welt ausgeschlossen suchte das Mädchen nach Möglichkeiten, um diesen Fluch zu brechen und so stieß es auf die Kunst der schwarzen Magie. Doch auch nach vielen Jahren des Übens, während kein Funken Schönheit von ihm wich, fand es nichts, das ihm helfen könnte. So schuf das Mädchen schließlich eine Maske aus dunkler Magie. Diese verfügte über eine eigene Art von Macht, denn wer diese Maske trug, dem wurde ein neues Gesicht geschenkt und die Gabe durch fremde Zungen zu sprechen verliehen.

So ging unsere verfluchte Schönheit eines Tages mit dem Antlitz einer alten Dame durch das Dorf zum Marktplatz. Da bemerkte sie eine prachtvolle Kutsche, in der ein noch prachtvollerer Jüngling saß. Es war der junge Königssohn und er war genauso schön wie sie, doch schien er nicht verflucht, denn die Sonne schien durch sein güldenes Haar und die vielen Leute um ihn herum schmolzen unter seinem Lächeln dahin. Da wusste sie, dass er die Lösung für ihr Problem sein müsse und nur er fähig wäre, den Fluch zu brechen.

So fasste sie einen Entschluss, sie würde sich als Maid im Schloss einstellen lassen, um so dem Prinzen näherzukommen. Nach nur wenigen Wochen war es soweit und ihre Einstellung wurde gewährt. Durch die Maske getarnt fing sie an, ihre Arbeit zu vollrichten. Sie wusch das Geschirr, sie fegte die Dielen und übernahm jegliche Arbeit, die etwas mit des Prinzens Gemach zu tun hatte. Als sie nun einmal den Auftrag bekam, das Gemach des jungen Prinzen zu fegen, konnte sie nicht umhin seine Sachen zu durchsuchen, um herauszufinden, wie der Fluch gebrochen werden könne, ein Buch, ein Medaillon irgendetwas! Doch plötzlich ging die Türe auf und der Prinz kam in sein Zimmer!

„Was machst du hier?“, fragte der Prinz entsetzt. „I-Ich bin, … bin hier um, … um….“, stotterte sie voller Angst. Da packte der Prinz sie am Arm, schob sie zur Wand und richtete einen Dolch auf sie! „Bist du hier, um zu stehlen?“, rief er. „Nein, nein, mein Herr, Ihr irrt Euch!“, sagte sie mit Tränen in den Augen.

Langsam senkte er seinen Arm wieder und sprach: „Dann nenne mir dein wahres Vorhaben oder es soll dir schlecht ergehen!“ Langsam hob sie ihre Hände zu ihren Ohren und nahm die Maske ab, und zum ersten Mal seit vielen Jahren wurde ihr wahres Antlitz sichtbar und zum ersten Mal seit ihrer Geburt wurde sie trotz des Fluches geküsst.

Der Fluch, der die Menschen dazu brachte, sie zu beneiden, war in der Gegenwart des Prinzen nicht mehr gültig. „Ist das die Liebe aus den Büchern, von der ich schon so viel gelesen habe?“, fragte sie sich. Doch der schöne Königssohn sprach nur: „Warum musstest du ein so wundervolles Gesicht vor der Weld verbergen?“

Und nach vielen Wochen des Kennenlernens heirateten sie und bekamen drei Kinder, die schön, klug und freundlich waren.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.