„Estalios“

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Sami, 11 Jahre, Mainz

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Es war einmal vor langer Zeit im alten Rom. Dort gab es viele arme Dörfer. In einem dieser Dörfer namens Thal lebte der Bauernjunge Estalios mit seiner Familie. Unter der Herrschaft des mächtigen und bösen Königs Jupiter mussten sie immer einen Großteil ihrer Ernte abgeben und hohe Steuerbeträge zahlen.
Eines Tages kam ein Bote des Königs. „Hört mir zu, Bürger dieser Stadt“, schallte die laute Stimme des Boten durch das ganze Dorf, „morgen wird der König höchstpersönlich kommen, um sich seinen berechtigten Anteil der Ernte und der Steuerzahlungen zu nehmen. Außerdem erstattet er Bericht darüber, dass derjenige, der ihm den schönsten Edelstein oder das schönste Schmuckstück bringt, seine schöne Tochter Selene heiraten darf.“ Daraufhin verschwand der Bote. Ein Raunen ging durch die Menge. Alle Goldschmiede begaben sich sofort zu ihrer Werkstatt, alle Bergarbeiter griffen zu ihren Werkzeugen und alle Alchemisten zauberten, was das Zeug hielt. Sie wollten ihre adligen Herrscher beeindrucken.
Estalios war zuhause, in einer kleinen Hütte am Bach Okeanos. Er grübelte… und grübelte… und grübelte, als ihm plötzlich ein Stein auf den Kopf fiel. „Aua!“, rief er entrüstet. Als er den Gegenstand aufheben wollte, konnte er nicht fassen, was er da sah. „Ich glaube, ich träume! Das ist ein wunderschöner Stein. Er ist ja an den Ecken fein zierlich mit Onyx ausgestattet und in der Mitte glitzert er in gelben und violetten Tönen!“
Ohne seine Eltern zu fragen, brach er zu einem Drei-Tage-Marsch bis zum Schloss auf.
Als er am prächtigen Königsschloss ankam, war er völlig erschöpft und müde. Außerdem hatte sein Vorrat an Essen und Trinken nur für einen Tag gereicht und er hatte mächtigen Durst. Doch nicht alles Pech war auf seiner Seite, denn die Abgabe der Geschenke für den König fand noch am gleichen Tag statt. Er legte den Stein auf einen riesigen Gabentisch, der im Hof aufgebaut war,  und stellte sich, wie alle anderen Männer, in einen Kreis um ihn herum hin. Doch er merkte schnell, dass hier nur Adelige waren, was ihm etwas peinlich war.
Kurz darauf wurden der König und die Prinzessin, die auf Sänften getragen wurden, herzlich empfangen. Die Prinzessin, eine wunderschöne junge Frau mit langen schwarzen Haaren, stieg ab und suchte sich einen Stein aus. Die Königstochter musste nicht lange nachdenken und nahm den kostbaren Stein von Estalios. Eine Wache rief: „Es soll der vorkommen, dem dieser Stein gehört!“ Es herrschte Schweigen, doch Estalios traute sich schließlich, vorzutreten, blieb vor dem König stehen und verbeugte sich. „Es wäre mir eine Freude, um die Hand Eurer Tochter anzuhalten, oh großer König.“ Man sah sofort, dass der König nicht erfreut war. „Welchem Stand gehört Ihr an?“, fragte der König ihn ruhig, doch Estalios spürte, dass er innerlich vor Wut bebte. Er bemerkte aber den Blick der Prinzessin auf sich ruhen und gab sich Mühe beim Antworten. „Ich stamme aus dem Norden, aus dem kleinen Dorf Thal und bin ein Bauernjunge“, brachte er heraus. Der König, der keinen Bauernjungen als Schwiegersohn dulden wollte, schrie: „Ergreift ihn!“, doch die Prinzessin stellte sich dazwischen. „Halt!“, rief sie, „Ihr habt ihn doch noch gar nicht kennengelernt!“ Sie packte Estalios an der Hand und führte ihn ins Schloss hinein. Als er das Schloss von innen sah, staunte er: Es war noch prachtvoller als von außen. Das ganze Schloss war mit Wänden aus Gold, Platin, Silber und vielem anderen ausgestattet.
Nach ein paar Tagen hatte sich Estalios an das luxuriöse Leben im Schloss gewöhnt, bis er hinter einer Tür Stimmen hörte. Er konnte die Stimmen des Königs und des Wachmannes erkennen. „Wachmann, ich möchte, dass Ihr ihn, wenn er schläft, aus dem Hinterhalt angreift und tötet.“ Die kalte raue Stimme des Wachmannes antwortete: „Ja, mein Herr!“
Diese Nacht blieb Estalios wach. Er fürchtete sich und hielt deshalb sein Schwert griffbereit. Als er Stimmen auf dem Gang hörte, versteckte er sich hinter der Tür. Es machte BUMMS, und die Tür brach ein. Vier schwerbewaffnete Männer marschierten herein. „Wo ist er?“, fragte einer verwirrt. Da sprang Estalios hinter der Tür hervor und startete einen Überraschungsangriff. Er kämpfte und kämpfte und kämpfte, bis alle Männer verstümmelt auf dem Boden lagen.
Als Estalios der Prinzessin von dem Attentat in der Nacht berichtete, leitete sie eine Anklage gegen ihren Vater ein und gewann den Prozess. Der König wurde eingesperrt, Prinzessin Selene und Prinz Estalios heirateten und lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

Epilog: Als die Kunde im Dorf Thal eintraf, dass der arme Bauernjunge nun König war, brach große Freude aus und es wurde ein rauschendes Fest gefeiert.