„Von Einsamkeit und Liebe“

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Samuel, 14 Jahre, Zirl

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Eine Legende hatte einst erzählt, dass es ein Dorf gab, das vor vielen Jahrhunderten ein Juwel besessen hatte, welches dann geraubt wurde. Beinahe jeder in diesem Dorf hatte diese Geschichte schon einmal gehört, doch noch nie war jemand so knapp davor es zu finden, wie Zacharias und seine Kollegin Jana.
Seit einem Monat waren die beiden nun schon unterwegs und Zacharias empfand plötzlich seltsame Gefühle, Gefühle die er nur für Jana empfand. Nach langem Abwiegen kam Zacharias zu dem Entschluss, dass es Liebe sein musste, was er spürte.
Für einige Zeit konnte Zacharias mit dem Gedanken leben und war glücklich damit, doch dann begann er, sich zu hinterfragen. Es wirkte für ihn so merkwürdig, dass er rein zufällig seit über einem Monat von seiner wahren Liebe begleitet wurde.
Zweifelsohne gab es verrückte Zufälle, doch Zacharias kannte Jana schon sein ganzes Leben, es wirkte unmöglich, dass Zacharias seit über dreizehn Jahren täglich etwas mit seiner großen Liebe zu tun hatte.
Es war ein paar Tage später, Mitternacht und das Mondlicht beleuchtete den Boden spärlich. Zacharias saß auf einem Felsen während Jana schlief und dabei stellte er sich die entscheidende Frage: Alles Liebe oder was?
Möglicherweise war es Liebe, aber es konnte auch sein, dass er die Gefühle auch aus einem ganz anderen Grund empfand. Vielleicht empfand Zacharias dieses Gefühl auch nur, weil er alleine war. Er hatte seit über einem Monat niemanden außer Jana und möglicherweise war diese Einsamkeit daran schuld, dass er etwas für Jana, seine einzige Stütze in dieser Zeit, fühlte. Möglicherweise war es die Abgeschiedenheit, der fehlende Kontakt zu anderen, dass er die Gefühle für Jana empfand.
Allmählich dämmerte es und das Morgenrot kam hervor. Es dauerte nicht lange, dann gingen sie weiter, doch Zacharias äußerte keines seiner Gefühle Jana gegenüber.

Nach dutzenden weiteren Tagen waren die beiden endlich an ihrem Ziel angekommen. Laut der Legende sollte das Juwel hier liegen, doch so sehr die beiden auch suchten, fanden sie keinen Edelstein. Ihre Enttäuschung war groß und erst als sie wieder zuhause ankamen, spürten die beiden wieder erste Glücksgefühle. Auch die anderen Dorfbewohner waren deprimiert, doch Zacharias und Jana wurden heldenhaft gefeiert, da sie sich auf die lange Reise gemacht hatten, um das Juwel ausfindig zu machen, welches einst von einem anderen Stamm gestohlen worden war. Auch wenn die Reise keinen Erfolg mit sich gebracht hatte, so war Zacharias dennoch sehr froh, auf diese Reise gegangen zu sein.
Nachdem Zacharias und Jana zurückgekehrt waren, versuchte er sofort, sich selbst zu beobachten und herauszufinden, ob sich seine Gefühle Jana gegenüber veränderten, wenn er wieder mehr mit anderen zu tun hatte. Doch es schien, als würde sich an seinen Gefühlen gar nichts verändern. Zacharias war glücklich darüber und dankte den Göttern dafür.
Als Zacharias an diesem Abend schlafen ging, spürte er die Aufregung noch in seinem Körper und freute sich darüber, ohne gesehen zu werden – so dachte er zumindest.
Was er nicht wusste war, dass ihn jemand beobachtete, schon die ganze Zeit jemand beobachtete, seit dem Moment, da er aufgebrochen war um den Stein zu finden. Es war sein verstorbener Vater, der von Anbeginn der Reise einen Segen vom Himmel gesprochen hatte, um Zacharias und Jana zu schützen. Auch jetzt noch wurde er beobachtet und sein Vater, der im Himmel mit den Wolken und den Göttern eins geworden war, lachte. Er lachte leise, dafür aber für eine lange Zeit.
Zacharias war müde und wurde allmählich schläfrig, doch plötzlich dröhnte eine Stimme umher: „Es ist einzig und allein deine Entscheidung. Lass dich von deinem Gefühl leiten, wo es nur möglich ist, aber jetzt musst du selbst entscheiden. Liebe ist etwas großes, so groß, dass selbst an noch so dunklen Tagen ein kleines Feuer brennt, irgendwo in deinem Herzen. So viel kann ich dir von der Liebe berichten. Alles andere ist eines Menschen alleinige Entscheidung.“
So schnell die Stimme gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder. Zacharias saß mittlerweile aufrecht da, verängstigt und beeindruckt zugleich und als er eine Vermutung hatte, wessen Stimme es gewesen war, lächelte er und als er sich wieder auf sein Bett fallen ließ, fühlte sich noch einmal doppelt so glücklich wie zuvor, wie gelähmt durch die auf ihn einprasselnden Emotionen.