„Rumpelohrs Freundschaft“

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Jona, 10 Jahre, aus Neubiberg

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Es war einmal ein kleines Dorf inmitten eines großen Gebirges. Alles war normal, wie in einem ganz normalen Dorf. Die Häuser hatten Strohdächer und in den dichten Gassen war viel Leben. Doch eines war anders, denn hier lebten Zwerge! Seit einigen Jahren lag ein Bann auf diesem Dorf. Davor waren die Zwerge noch glücklich gewesen und hatten viele Freunde gehabt. Aber nachdem ein mächtiger Zauberer das Dorf in einen Bann gelegt hatte, gab es keine Freundschaften mehr. Alle dachten nur an sich allein. Nur ein Zwerg war anders. Sein Name war Rumpelohr. Rumpelohr mochte die Leute aus seinem Dorf, nur sie mochten ihn nicht. Viele Jahre lang lief alles so, doch irgendwann wurde es Rumpelohr zu viel. Er wollte herausfinden, wann und warum dieser Zauberer das Dorf verwandelt hatte. Vielleicht konnte er ja den Zauber brechen. Er vermutete, dass der Zauberer auf dem höchsten Berg des Gebirges lebte. Rumpelohr wollte losziehen, um ihn zu finden. Nur traute er sich nicht alleine und fragte seinen Nachbarn Kratzbürste, ob der ihn begleiten wolle. Doch Kratzbürste fragte:  „Wieso sollte ich mitkommen, wenn ich doch hier viel Besseres zu tun hätte?“  „Weil ich Dich dafür belohnen werde, du wirst schon sehen.“ Jetzt hatte Rumpelohr ihn überredet und schon am nächsten Tag brachen sie auf. Ihr Ziel war der große Berg. Sieben Tage und sieben Nächte wanderten sie tagein, tagaus Richtung Südost. Am ersten Tag stritten sie sich unentwegt. Am darauffolgenden Tage schwiegen sie die ganze Zeit. Doch am dritten Tage begegneten sie einem großen Tier. Vor ihnen stand ein haariges Monster mit tausenden von Stacheln und blickte sie böse an. Es war ein hungriger Igel, der die kleinen Zwerge für ein leckeres Essen hielt. Ihnen stockte der Atem. Eine Zeit lang geschah nichts. Jetzt regte sich der Igel und Rumpelohr rief seinem Nachbarn zu: „Schnell, lenke ihn ab! In der Zeit hole ich zwei Stöcke, mit denen wir uns verteidigen können.“ Rumpelohr spurtete los und holte zwei Ruten vom Wegesrand. Dann rannte er zurück und gemeinsam vertrieben die zwei Zwerge den Igel. „Wir haben es geschafft!“, freute sich Rumpelohr und sogar Kratzbürste war fröhlich. So hatte Rumpelohr seinen Nachbarn noch nie erlebt. Von diesem Erlebnis an verlief die Reise friedlich und die beiden verstanden sich gut. Am Ende des siebten Tages kamen sie müde am Berg an und legten sich schlafen. Als sie wieder aufwachten, war die Sonne schon hoch am Himmel. Kratzbürste wollte fürs Frühstück Beeren pflücken. Rumpelohr wartete und wartete, doch der Zwerg kam nicht mehr zurück. „Wo bist Du?“, rief er und ging ihn suchen. Er sah hinter jedem Baum und hinter jedem Busch nach. Doch Kratzbürste war weg. Plötzlich ertönte ein schauriges Gelächter vom Berg und eine ängstliche Stimme rief: „Rumpelohr hilf mir!“ Rumpelohr fühlte eine eisige Kälte, die wie eine Schubwelle vom Berg auf ihn nieder stürmte. Noch nie hatte er sich so gefürchtet. Aber er musste Kratzbürste doch helfen! Er überwand seine Angst und rannte den Berg hinauf. Je höher er kam, desto kälter wurde es. Zitternd erreichte er den Gipfel. Dort ragte ein prächtiges Schloss in den Himmel empor. Rumpelohr wunderte sich, denn das Schloss war erst sichtbar geworden, als er direkt davor stand. An seinen steinernen Mauern wucherte es nur so von Efeuranken. Zwei prachtvolle Türme umrahmten ein großes, hölzernes Tor. Todesmutig nahm er einen Stein und warf ihn gegen das Tor. Zu seiner Überraschung ging es auf. Rumpelohr trat ein. Auf einmal war es wieder warm. Die Kälte war auf einen Schlag verschwunden. Vor ihm war ein langer Korridor mit einem roten Teppich. Die Wände waren geschmückt mit kunstvollen Gemälden. Er ging durch den mit Fackeln beleuchteten Gang, der sich vor ihm auftat. Da ertönte wieder das schaurige Gelächter. Es kam aus einem Nebenraum. Die Tür knarzte, als Rumpelohr sie mühsam öffnete. Er erstarrte. Jetzt stand er dem Zauberer Auge in Auge gegenüber. Dieser war groß und blass. Auf seinem Kopf hatte er einen blauen Spitzhut und über dem weißen Bart blitzten gierig funkelnde Augen. Hinter dem Zauberer saß Kratzbürste in einem Käfig. „Rumpelohr“, rief er, „hilf mir!“ „Er kann dir nicht helfen“, höhnte der Zauberer, „Ich habe vor langer Zeit auf das ganze Zwergdorf einen Bann gelegt, jetzt kann es keine Freundschaften mehr geben.“ „Warum hast du das getan?“, fragte Rumpelohr. „Weil meine Macht größer wird, wenn es keine Freunde im Zwergreich gibt. Dadurch bin ich der mächtigste Zauberer weit und breit geworden. Jetzt geh nach Hause, Zwerg, und erzähle den anderen, dass sie dieses Schloss nie betreten dürfen. Den anderen Zwerg behalte ich und probiere an ihm meine Zauberformeln aus. Du wirst ihn nie wiedersehen!“ Kratzbürste rief: „Rumpelohr, tu was er sagt, dann kannst wenigstens du überleben.“ „Niemals, ich gehe nicht ohne dich. Du bist doch mein Freund!“, antwortete Rumpelohr. Auf einmal schrumpfte der Zauberer ein wenig. „Niemals sollt ihr Freunde sein, ein Zwerg lebt nur für sich allein!“, piepste der Magier verzweifelt, während er immer kleiner wurde. Denn er wusste, dass alle Macht verschwinden würde, wenn zwei Zwerge echte Freunde wurden. Doch es war zu spät für den Bösewicht. Der Zauberer verschwand immer mehr und mit ihm das ganze Schloss. Nun standen beide Zwerge auf dem Berg, auf dem vorher das Schloss gestanden hatte. Kratzbürste war frei. Glücklich fielen sie sich in die Arme. Sie waren echte Freunde. „Es tut mir leid, dass ich immer so gemein zu dir gewesen bin“, entschuldigte sich Kratzbürste, „du musst mir auch keine Belohnung fürs Mitkommen mehr geben. Deine Freundschaft ist die beste Belohnung, die ich mir wünschen könnte.“ Fröhlich gingen die beiden zurück ins Zwergdorf. Dort herrschte heiteres Treiben, denn auch hier war der Bann gebrochen. Von diesem Tage an gab es wieder Freundschaften im kleinen Zwergdorf. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.