„Meine Geschichte“

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Lara, 12 Jahre, Eching, Deutschland

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Ich, der Simon, erzähle euch meine Geschichte: Sie spielt von vor 4 Jahren.

Als ich nach den Sommerferien in meine Klasse kam, saß da ein Neuer. Ihr müsst wissen, ich bin schwul. Und er war so was von heiß.  Er hieß Manuel und hatte schimmerndes braunes Haar und blaue Augen. In der nächsten Zeit habe ich versucht, mich an ihn heranzumachen. Ich fand viele Sachen über ihn heraus, dass er keine Haustiere hat, aber selber gerne eine Katze hätte, dass seine Lieblingsfarbe Grün ist,… Aber das Beste, was ich herausgefunden habe, ist, dass er bisexuell ist. Also hatte ich eine Chance.

Ich schrieb sofort einen Liebesbrief. Anonym versteht sich. Und steckte ihn ihm heimlich in die Jackentasche. Als er den Brief fand, warf er ihn in eine Mülltonne, doch ich holte ihn wieder heraus, und habe ihn noch heute. Mich verletzte es zwar schon, dass er ihn einfach weggeschmissen hat, doch ich gab noch nicht auf.

In der Pause hatte er dann mit der Schulzicke rumgeknutscht und ich ging traurig in die Toilette und sperrte mich ein. Da kam mir eine Idee. Und sonst bin ich nicht so voller Ideen. Naja, also meine Idee war, dass ich ihn so zerstöre. Mit zerstören meine ich kaputtmachen. Mit Kaputtmachen meine ich niedermachen. Kurz gesagt, ich mache ihn zur Witzfigur der Schule.

Ich stellte das so an, dass ich ihm Streiche spielte oder ihm gemeine Zettel auf den Rücken klebte, manchmal auch ein Furzkissen auf seinen Stuhl legte oder die Schulhefte mit Pornoheftchen austauschte. Einmal war es besonders fies von mir, denn ich habe in der Aula seine Hose runtergezogen und danach noch nass gemacht, so dass er die Sportkleidung anziehen musste. Doch ich hatte vorgesorgt und seine Sporthose mit einer Blümchenbikinihose ausgetauscht. Ich weiß, das ist nicht nett, und heute weiß ich das auch. Nach zwei Wochen war es dann soweit. Ich habe es tatsächlich geschafft, dass es überall, wo er hinging, Gelächter gab. Schließlich verließ er die Schule. Und mit meinem Erfolg wurde ich noch böser.

Dann, als ich ein ausgewachsener Mann wurde, merkte ich erst, was für ein Idiot ich in der Schule gewesen war. Ich fand Manuel zufällig in einem Supermarkt.  Ich lief sofort zu ihm und wollte mich bei ihm entschuldigen. Doch als ich ihm meinen Namen sagte, wusste er erst gar nicht, wer ich bin. Ich zeigte ihm den Liebesbrief, den ich immer bei mir hatte. Da wurde ihm klar, dass ich der Idiot aus der Schule war und lief weg. Wahrscheinlich dachte er, dass ich ihm irgendwas Gemeines antun will. Ich holte ihn schließlich ein und als ich mich bei ihm entschuldigen wollte, sagte er nur: „Wenn du dich bei mir entschuldigen willst, dann musst du dir schon was Besseres ausdenken, als mir blöde hinterher zu laufen“. Das traf mich zwar, aber ich hatte es ja schon irgendwie verdient.

Ich organisierte ein Dinner auf einem Bötchen und lud ihn ein. Er kam viel zu spät. Ich glaubte, weil er mich ärgern wollte, doch es stellte sich heraus, dass er nur im Stau gestanden hatte, denn er hat nicht so einen schlechten Charakter wie ich damals.

Als er dann kam, schenkte ich ihm eine strahlend rot leuchtende Rose, und bat ihn, sich zu setzten. Im Laufe des Gesprächs regelte sich alles bis auf die Sache, dass er nicht mehr bisexuell ist. Auf jeden Fall sind wir jetzt sehr gute Freunde und unterstützen uns gegenseitig, wo es nur geht.