Küssen verboten!

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Als MÄRCHENLAND-Direktorin erreichen mich viele Anfragen rund ums Märchen. Diese Woche gab es einen Hilferuf  von zwei Schülerinnen aus Hannover, die in einem Referat aufklären sollten: „Warum man in ganz vielen Froschkönig-Kinderbüchern  liest, dass der Frosch geküsst wird, obwohl das Tier im echten Grimm-Märchen eigentlich an die Wand geklatscht wird und wer sich das ausgedacht hat.“

Gar keine leichte Frage!  Ich habe pädagogisch wertvoll und vorbildlich geantwortet, dass sich die Prinzessin natürlich zu recht gegen den Befehl ihres offensichtlich sadistischen Vaters zur Wehr gesetzt hat, den Schleimbeutel in ihr Bett zu lassen.  Auch unter dem Deckmantel seiner  Pauschal-Anweisung „versprochen ist versprochen“  kann kein Vater dieser Welt seine Tochter zwingen, eine glitschige Amphibie unter ihre Decke schlüpfen zu lassen. Vor allen Dingen nicht, wenn die Tochter auch noch  „die Schönste unter der Sonne“ ist. Das ist Prinzessinnen-Quälerei!

Sie wollte einen ebenbürtigen Partner – ein Wesen von mindestens so schöner Gestalt wie sie! Und ein Widerling ändert sich nicht, nur weil man ihn küsst. Hier hilft ausschließlich Metamorphose! Klatsch! An die Wand! So konnte sie sicher sein, dass zumindest kein intakter Frosch mehr von der Tapete rutscht, der aufs Neue quengelnd zudringlich wird.

Und genau diese handfeste Botschaft des Märchens verstehen die vielen selbsternannten Gutmenschen von heute nicht mehr! Auf Grund dieser Beschränktheit lässt man die arme Prinzessin heute den Frosch küssen, weil man es romantischer findet, weil man Angst vor dem Tierschutzverein hat, oder weil man annimmt, dass das Wandwerfen zu grausam für die armen Kinderseelchen sei. Alles Quatsch!

Die Verwandlung eines jeden Mannes vom Frosch zum Prinzen ist schmerzhaft!

 

Zu lesen auch in Bernd Philipps Kolumne Lebenslagen

 

(c) Jochen Wermann