„Die Suche nach Liebe“

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Anna, 13 Jahre, Eichgraben, Österreich

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Vor einiger Zeit, jedoch noch so präsent, dass diese Geschichte anhand ihres Beispiels Liebe auf den ersten Blick, den Menschen unvergesslich bleiben kann.

Ein prächtiges Königsschloss stand einst auf einem Berge, inmitten des gesamten Königreichs. Aber das Schloss verbarg trotz seiner Schönheit etwas noch viel Schöneres. Die Königstochter Farah. Sie war dank ihres umwerfenden Augenscheins begehrt von all den jungen Männern des Landes. Diese zahlreichen Verehrer lauerten ihr vor ihrem Schloss auf, wartend bis die in ihren Augen göttliche Prinzessin in der Tür erschien. Jedoch passierte dies letztlich nicht mehr allzu häufig. Je höher die Zahl ihrer Anbeter wurde, desto seltener erschien die Prinzessin vor dem Schloss. Aber sollte man hinter diese annähernd himmlische Fassade Farahs blicken, würde man in der Lage sein zu erkennen, was für eine sich nach Liebe verzehrende Seele sie doch besaß.

Tag ein Tag aus fehlte ihr Gesellschaft. Sie fühlte sich ungeliebt, trotz der unzähligen Jungen vor ihrer Tür, und ihre Eltern waren viel zu beschäftigt. Ihr Aussehen war für alle von weitaus mehr Bedeutung und wurde als ein viel größerer Anziehungspunkt empfunden als ihr Charakter. Dieser war wie aus Gold, doch konnte ihn niemand bemerken, da alle ihren Fokus auf das Äußerliche legten.

Farah kam nach unzähligen, einsamen Tagen in das perfekte Alter, um einer Heirat für würdig zu sein.   Da das Königreich der Adelsfamilie gerade schwere, finanzielle Zeiten durchlitt, beschloss Farahs Vater, seine Geldnot mit der Heirat seiner Tochter zu lösen. Hinter Farahs ahnungslosem Rücken ließ der König Zetteln im gesamten Land verteilen. Zettel mit dem Aufdruck, dass die reichsten und schönsten Männer des Landes dazu aufgerufen werden, mit Geld um die Königstochter zu bieten. Dem Höchstbietenden sollte gewährt werden, die Königstochter zur Frau nehmen zu können. Der Aufruhr um die arme, entsetzte und verängstigte Farah war in den ersten Tagen natürlich erheblich groß. Die Prinzessin selbst, schockiert darüber, dass sie von ihrem eigenen Vater auf den Markt gesetzt wurde, wurde jedoch von einem Schlag auf den Anderen mit Ehrgeiz erfüllt. Ehrgeiz, der daraus bestand, ihre wahre und einzige Liebe zu finden, fernab von diesem Ort, wo sie von ihren Eltern verheiratet werden sollte. Die langen Nächte voller Grübeleien, ob sie es wagen sollte, hinaus in die ferne Welt zu marschieren, ohne ein Ziel, ja, ohne reale Hoffnungen vor Augen, fanden schließlich auch ein Ende. Sie war bereit, ihre Heimat zu verlassen und erst wiederzukehren, wenn sie die Hand ihres zukünftigem Geliebten stolz ergriffen hatte.

Da Farah aber schlussendlich einen Teil ihres Herzen schon vor langer Zeit ihren Eltern geschenkt hatte, konnte sie keinen Abschied ohne Abschiedsworte ertragen, also schrieb sie mit wehendem Herzen einen Abschiedsbrief, adressiert an ihre Eltern. Eine einsame Träne rann über ihr Wange und tropfte auf das edle Papier. Sie platzierte das Schriftstück auf den Tisch, warf  ihr Hab und Gut über die Schulter und schlich sich auf leisen Sohlen zu dem nächstgelegenen Hinterausgang. Sie hob ihren Fuß an, bereit ihrer Vergangenheit ein Ende zu setzen. Doch sie hielt inne, warf einen letzten wehmütigen Blick über ihre Schulter und setzte anschließend ihren Fuß ins Freie. Sie raffte ihr Kleid, dessen Saum sie gekürzt hatte, um es wandertauglich zu machen, und trat geradewegs in das Sonnenlicht. Der Tag war strahlend schön, als wollte er Farah zustimmen, als seien diese Grenzen, die Farah gerade überschritt, es nicht wert, sich noch ein einziges Mal nach ihnen umzudrehen. Die ersten Schritte überwunden, packte Farah die Abenteuerlust und sie marschierte von ihren unerbittlichen  wartenden Verehrern unentdeckt von dannen, immer ihrer Nase nach.

Ihre Schritte klapperten über die Pflastersteine, als sie sich durch Menschenmengen auf überfüllten Marktplätzen wühlte.  Vögel begleiteten sie auf einsamen Wegen und ermutigten Farah durch ihren Gesang noch mehr, ihrer Lust auf Neues nachzugeben.

Sie ging mehrere Tage lang, die Müdigkeit von sich abstreifend, durch Dörfer, Wälder und unbekannte Gegenden. In regelmäßigen Abständen ließ sie sich für eine kurze Zeit an idyllischen Orten nieder. Orten, die sie dazu brachten nicht auch nur einen Gedanken an ihr verlorenes Zuhause zu verschwenden. Nun musste sie ungefähr vier Tage lang in ihre Reise vertieft gewesen sein, jegliches Zeitgefühl hatte sie jedoch verloren.

Gegenüber den schönen und absolut umwerfenden Zeiten der Natur stellten sich aber die dunklen und gewittrigen Zeiten, vor denen Farah immer ungemütliche Gefühle gehegt hatte. Ein schreckliches, in ihren Augen noch nie in dieser Stärke dagewesenes Gewitter suchte sie in der Nacht auf den sechsten Reisetag heim. Donner, darauffolgende Blitze, jagten Farah einen Schauer der eiskalten Angst über den Rücken. Hektisch nach einem Schutz bietenden Versteck suchend rannte sie durch den Wald. Die Panik vor dem Gewitter, das immer lauter und immer stürmischer wurde, brachte sie zu Fall. Der unglückliche Aufprall ihres Kopfes auf einen Stein raubte ihr die Sinne.

Als sie aufwachte, fand sie sich mit dröhnendem Kopf in einer bescheiden eingerichteten Hütte wieder. Sie blickte nach oben und sah zu ihrem Schrecken ein völlig unbekanntes Gesicht, milde auf sie herablächeln. Es gehörte ihrem Retter, einem jungen Mann mit von der Sonne gegerbter Haut und gütigen Augen, der sie kürzlich nach dem Gewitter bewusstlos vorgefunden hatte und es sich zu seinem persönlichen Anliegen gemacht hatte, sie gesund zu pflegen. Als Farah ihn über sich sah, wusste sie augenblicklich, dass er es war, den sie hoffnungsvoll gesucht hatte. Funken sprühten für sie beide und wie es die Geschichte will, kehrte die verloren geglaubte Prinzessin in ihr Elternhaus zurück, die Hand ihres Freundes haltend.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.