„Der Aufstieg eines Armen“

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Simon, 16 Jahre, aus Braunau am Inn, Österreich

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In einem fremden Land gab es ein armes Ehepaar, das oft hungern musste, denn der Mann verdiente als Holzfäller kaum Geld. Als die Frau des Holzfällers schwanger wurde, verschwieg sie es dem Mann, weil der sonst verzweifelt wäre, wie sie denn das Kind ernähren sollten. Der Sohn, den sie gebar, besaß keine Augen, denn dort, wo die Augen hätten sein sollen, waren nur zwei kleine Löcher. Das machte es ihr noch schwerer. Die Nacht über versteckte sie das Kind im Kamin, und obwohl sie wusste, dass es verhungern würde, brachte sie es am nächsten Tag tief hinein in den Wald und setzte es seinem Schicksal aus.

Den weinenden Jungen im Dickicht fand eine gute Hexe. Sie zog ihn auf, als wäre es ihr eigener Sohn. Er wuchs zu einem kräftigen, jungen Mann heran, doch ohne seine Sehkraft war er zuweilen hilflos und traurig. Eines Tages schenkte ihm die Zauberin die Gabe des Sehens. Sie nahm einen Raben und verhexte ihn, sodass der Junge durch die Augen des Vogels sehen konnte. Sogleich wollte er Gebrauch davon machen und zog mit dem Raben hinaus in die Welt.

Es dauerte nicht lange, da hörte er Pferdehufe hinter sich, wurde niedergeschlagen und gefesselt. Soldaten luden ihn auf ein Pferd und stülpten ihm einen Sack über den Kopf. Durch seinen Raben konnte er nicht nur fühlen und erleben, sondern auch sehen, wie sie über Felder und Flüsse entlang bis zu einem wundervollen Burgfried ritten. Sie stellten ihn vor den König, der fragte: „Warum habt ihr ihn zu mir gebracht?“ „Er besitzt eine Macht, denn er hat keine Augen, kann aber trotzdem sehen!“ – „Bist du ein Hexer oder wie kannst du ohne deine Augen sehen?“, fragte der König. „Seht ihr den Raben?“ antwortete der Junge. „Seine Augen sind mein! Ich kann durch sie in die Welt schauen und nicht nur fühlen, was geschieht. Dieses Geschenk habe ich meiner Mutter zu verdanken.“ Der König befahl die Hexe ausfindig zu machen und zu töten, doch der Junge flehte den König an: „Lasst meine Mutter am Leben und nehmt mich dafür.“ So gab der König dem Jungen die Aufgabe, den Drachen Smog zu töten, der den Menschen keinen Frieden lässt. Im Gegenzug versprach er ihm sein Königreich, sollte es ihm allerdings nicht gelingen, müsse die Zauberin sterben.

Der Junge setzte zögerlich seine ersten Schritte in die Höhle, in der Smog hauste. Der Drache flößte dem Jungen Furcht ein und schlug mit seinem Schwanz nach ihm und zog ihn damit zu sich, schnaubte, öffnete sein Maul und verschlang ihn. Doch im Inneren des Drachen konnte er sich gut in das Gehirn des Tiers hineinversetzen, durch ihn sehen und ihn sogar lenken! Die Zauberin hatte ihm auch die Gabe der Einfühlsamkeit mit auf den Weg gegeben. So ließ er den Drachen immer wieder gegen die Höhlenwand laufen und das Vieh sich somit selbst töten.

Der Junge mit dem Raben wurde zum König erklärt und sicherte den Frieden auf alle Zeit. Durch sein Mitgefühl wurde er ein sehr weiser und guter Regent. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann achten sie auch heute noch sorgsam aufeinander.