„Als aus Feinden Freunde wurden“

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Andreas, 17 Jahre, aus Braunau am Inn, Österreich

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In einem Dorf tief im Wald lebten einmal zwei große Familien, welche sich abgrundtief hassten: Bauern, die tagtäglich ihre Felder beackerten, und Förster, die im Wald Holz hackten und Bäume pflanzten. Beide Familien befanden die Arbeit der anderen jeweils für weniger wert, unnütz, wenn nicht gar für überflüssig. Über viele Generationen hinweg schon konnten sie einander nicht leiden und brachten so Leid über ihre Generation und zerstörten viele Freundschaften.

Da wurde ein besonderes Kind geboren, in jeder Familie eines, denn es kannte keinen Hass und keine Abneigung. Freundlich und liebevoll war es zu allen, auch zu den Mitgliedern der anderen Familie. Maria, das Mädchen der Bauernfamilie, war wunderschön, stets gut gelaunt und fleißig. Tagaus, tagein träumte sie vom Zusammenleben ohne Ärger, Gram und Streit. Der Försterjunge Walter, ein bärenstarker Knabe, folgte dem Vater nach, erfolgreich und geschickt in seinem Handwerk. In einem aber unterschied er sich: der Offenheit, dem Verständnis für andere Menschen. Eines Tages folgten die Kinder einem Traum und wandelten zum Dorfbrunnen. Dort fanden sie eine Schatulle, die wiederum zwei kleine Gefäße enthielt mit farbwechselnder Flüssigkeit. Als ihnen der warme, wohlschmeckende Saft den Rachen hinunterfloss, spürten sie ein Gefühl von Wärme, das sie fortan empfanden, wenn ihre Freundlichkeit größer und ihre Liebe umfassender wurde. Mit den Jahren vergaßen die beiden, was sich damals am Dorfbrunnen zugetragen hatte.

Wie konnten sie nur die Gesellschaft wieder zusammenführen? Die Zwei wollten den Geist der Freundschaft über das Dorf loslassen. Sie machten sich auf den Weg zum Berg der Geister ohne zu bemerken, dass sie von einem zwielichtigen Spitzel belauscht wurden. Nach vielen Stunden Fußmarsch machten sie Pause auf einer Waldlichtung. Mitten in der Nacht, während sie auf einer Lichtung schliefen, tauschte der Spitzel die Karte mit einer anderen aus, ohne dass die beiden etwas bemerkten.

Am nächsten Tag gingen sie geradewegs in die Höhle, von der sie dachten, dass darin der Freundschaftsgeist wohnte und weckten den dort schlafenden Gespenst. Die Erscheinung fuhr blitzschnell auf, schaute sie verächtlich an und sagte: “Wer wagt es den Geist der Kälte zu wecken?“ Der Spuk sauste blitzschnell aus der Höhle und flog in Richtung ihres Dorfes. Maria und Walter eilten hinterher und mussten das Ausmaß ihrer Tat erblicken. Das ganze Land war schneeweiß und es war bitterkalt.

Doch als sie zurückkehrten, herrschte Freundlichkeit und Frohsinn. Als die Kälte kam, da konnten die Bauern ohne Feuerholz nicht überleben und die Förster ohne Essen ebenfalls nicht, also musste der lange Streit beseitigt werden und Friede kehrte ein. Die Familien merkten, dass sie auf die Gaben der anderen angewiesen waren und dass es etwas sehr Beglückendes war, die anderen mit den eigenen Fähigkeiten zu unterstützen. Die Kinder waren glücklicher denn je. Auch der Geist kehrte in seine Höhle zurück. Die Kälte verschwand, doch die Freundschaft bestand.