Märchenfiguren aus dem Daetz-Centrum 12: Der Königsstuhl

Eingetragen bei: Märchen öffnen Türen Sachsen | 0
Künstler: unbekannt – Kamerun, Westafrika, 1994 – Material: einheimisches Holz, Kaurischnecken

Erneut führt uns heute die Holzkunst-Ausstellung des Daetz-Centrums ins ferne Afrika – und lädt zum Träumen ein:

Von geheimnisvollen Städten in der Wüsten, alten Königen und einem goldspeienden Drachen:

 

Vom Drachen Bida, dem König Dinga, dem Prinz Lagarre und den Geheimnissen der Königswürde

(Burkina Faso, Niger und Mali)

Als König Dinga im Sterbebett lag, liess er seinen ältesten Sohn rufen, um ihm das Geheimnis der Königswürde anzuvertrauen. Doch dieser war faul, zu unverschämt und zu stolz, sich zu bewegen. Also liess Dinga seinen nächstgeborenen Sohn rufen, und auch den übernächsten.

Erst der jüngste Sohn, Prinz Lagarre sorgte sich um seinen sterbenden Vater, und so erhielt er das Königreich, da er erschienen war, die letzten Worte des Königs zu hören, bevor dieser starb: „Finde die neun Krüge mit Wasser, auf das der, der sich damit wäscht, ein reicher König wird und ihm Gehorsam widerfahre. Dann finde die königliche Trommel Tabele und schlage sie in der nördlichen Wüste.“

Der junge Prinz Lagarre machte sich auf den Weg und traf den Geier. Mit ihm folg er in den Himmel und holte die königlich Trommel Tabele. Als Lagarre die Trommel in der Wüste schlug, beobachtete er, wie plötzlich aus dem Sand eine Stadt mit Kuppeln und Dattelpalmen zum Vorschein kam. Aber der Drache Bida, der mit seinem langen Körper die Stadt umschloss und so den Zugang versperrte, verlangte von Lagarre ein Versprechen: „Willst du Zugang zur Stadt, so musst Du mir jedes Jahr ein Mädchen opfern.“ Lagarre willigte ein und ritt in die alte Stadt Wagadoo, die Gott einen gerechten Prinzen als ihren König offenbart hatte.

Jedes Jahr erfüllte König Lagarre sein Versprechen und den Familien befahl, Lose zu ziehen, welche darüber entschieden, wessen Tochter dem Drachen Bida geopfert werden würde. Als Gegenleistung flog der Drache einmal im Jahr über die Stadt und spie pures Gold auf sie, so dass die Strassen damit angefüllt waren. Nachdem Lagarre gestorben war, herrschten drei Generationen von Königen friedlich über Wagadoo. Es begab sich, dass eines Tages, als das Mädchen dem Drachen geopfert werden sollte, dieses als Braut gekleidet am Strand erschien, um von Bida verschlungen zu werden. Der Drache tauchte aus seinem See in der Nähe des Niger auf. Doch plötzlich erschien der Geliebte des Mädchens, „Mamadi Sefe Dekote“, „Mamadi mit dem leisen Schwert“. Er trat mutig hervor und stiess sein Schwert durch den Hals des Drachens. Bidas Kopf flog zur Goldküste, wo seit diesen Tagen Gold in Hülle und Fülle vorhanden ist.

Quelle: Westafrikaportal, Sabine Esselen-Conde