In tiefster Nacht

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Lena, 12 Jahre, Neuried

* * * * *

In trauriger, dunkler Nacht,
tiefe Stille hängt überm Walde,
nur die Bäume wiegen sich im sanften Wind,

irgendwo ein Uhu schreit.
Zwischen den Bäumen eine Frau hervortritt,
das blonde Haar wie flüssig Gold,
doch sie bewahrt ein Geheimnis,
dass niemand auszusprechen wagt.
In tiefster Nacht bei Vollmond,
ihre Hände werden zu Pfoten,
ihr Gesicht zur Schnauze,
ihr Haar zu Fell,
ein Werwolf ist sie geworden.

Und nun dort er steht,
ein andrer Werwolf,
der ein Mann ist,
aus dem Dorf am Waldeshang.
Still treten sie zueinander,
und werden wieder menschliche Wesen,
da der Mond hinter einer Wolke verschwunden,
ihre Blicke voller Liebe,
ihr Kuss so zart.
Da fiel ihr wieder ein,
die Warnung des freundlichen Jünglings ebenfalls aus dem Dorf,
dem sie erzählt hatte,
was bei Vollmond geschah.
Er warnte sie vor dem Zauber des anderen,
doch sie hatte nicht gehört,
und war glücklich diese Nacht.
Doch da wieder Mondlicht durch die Wolken fiel,
und der Junge wieder ein Wolf wurde,
aber sie stand im Schatten,
und verwandelte sich nicht.

Wir alle wissen,
dass Werwölfe nicht unterscheiden Freund und Feind,
wenn sie Tiere sind,
und so stürzte er sich auf sie, biss sie ins Genick.
Der Jüngling aus dem Dorfe unten am Waldeshang,
sie am Morgen tot fand,
und sein Herz ward zerbrochen, denn er hatte sie geliebt,
doch das Schicksal war ihnen nicht gesinnt,
denn es hatte das Mädchen getötet mit List.