„Ein Like für die Liebe“

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Amélie, 15 Jahre, aus Wien

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Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, eine wirklich wunderschöne Maid, Maid ist eigentlich ein nicht zeitgerechter Name, sagen wir es war eine junge Dame. Bis zur späten Abendstund’ saß sie sich in ihrem Bett das Popöchen wund, wollte nicht aufstehen oder rausgehen, lieber sich auf Instagram die neusten Bilder ihres Liebhabers ansehen. Seufzend liked sie sein neues Bild. Ach was bin ich nur für ein armes Kind, so süß ist sein Lachen, so schön sein Gesicht, der Liebeskummer mein Herz mir bricht. Da war der Akku plötzlich leer, der Sinn zum Munter bleiben fehlte nun noch mehr. Sie machte die Augen zu, kam langsam zur Ruh und nahm sich fest vor: Morgen spreche ich ihn an, wir werden Frau und Mann, die Hochzeit wird toll, die Kirche wird voll und auf Facebook kommen ein Haufen neuer Freunde dazu.

Im Morgenrot wachte sie auf, schwang sich aus dem Bett heraus, setzte sich an den Frühstückstisch, schnell ein Foto vom Müsli in die Instastory gestellt, mal sehen wie vielen Leuten das gefällt. Am Schulweg denkt sie darüber nach, wie soll sie es ihm am besten sagen? Dass sie ihn liebe, treu will sie sein, wenn sie dafür einen Kuss von ihm kriege. Wenigstens auf Snapchat soll er mich adden oder unter meinen Instabildern kommentieren, dann wär’ ich mir sicher: Ich werde ihn nie wieder verlieren, seine Liebe in Form von Leidenschaft und Likes gehört dann nur mir.

In der großen Pause war es endlich so weit, sie gesellte sich zu ihm, stricht glatt ihr schönes Kleid und starrte ihn an. Er lächelte und grüßte, Hallo, willst du mir was sagen?

Doch ihr Mund schien völlig zu versagen, denn kommunizieren, das konnte das junge Mädchen nicht, stotterte nur irgendwas hervor, wie einfach es wäre ein Smiley zu verschicken, den Chatverlauf kurz nicht anzuklicken und sich eine Antwort ganz in Ruhe auszudenken doch im einer echten Konversation gibt es keine Zeit zu verschenken. Der Junge wartete mit Geduld, will ihr auf die Sprünge helfen, aber irgendwann reichte es auch ihm, er denkt, das Mädchen ist schon selber schuld, wenn sie nicht sagen kann was sie denkt, dann soll sie eben schweigen, ich werde sie in Zukunft besser meiden.

Ein Happy End gibt es bei dieser Geschichte wohl nicht, naja kann man nichts machen. Der Junge hat mit seinen Freunden was zum Lachen, das Mädchen weint unermesslich viele Tränen, eigentlich überflüssig es zu erwähnen, in ihrem Status hat sie es uns schon alle wissen lassen, die meisten Follower konnten es nicht fassen.

Und wenn sie nicht gestorben ist, dann liked sie noch heute Bilder von wildfremden Leuten.