„Die zauberhafte Querflöte“

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Annika, 13 Jahre, Nonnweiler

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Die zauberhafte Querflöte

Es war einmal ein Mädchen mit Namen Frederika, welches zur Abendstunde auf den Klippen saß und dem vertrauten Rauschen des Meeres lauschte. Es wurde dunkel und die Kleine entdeckte den Abendstern. Frederika hatte das Gefühl, dass er nur für sie leuchtete und diese Wärme brauchte sie, da Vater und Mutter zu früh zu den Engeln empor gestiegen waren und ihr Mädchen zurückließen. Sie hatte nichts und niemanden mehr. Kein Zuhause, keine Familie und kein Geld für Brot und Wasser, so musste sie betteln und bekam manchmal eine Mahlzeit, manchmal aber auch nicht.

Einmal an einem bitterkalten Wintertag klopfte Frederika an die Tür einer Bauersfrau und als diese das arme Kind sah, zierlich und dürr in ihrem dünnen schwarzen Kleidchen mit nackten Füßen, die vor Kälte ganz blau waren und den blonden, zerzausten Löckchen, die über ihren Rücken flossen und das blasse, verschmutzte Gesicht umrahmten, wurde ihr Herz weich. Sie ließ das Kind eintreten und schenkte ihr einen abgetragenen Mantel, sowie warme Stiefel und ließ sie einen Teller Wassersuppe essen. An der Tür gab die alte Frau dem Kind eine Holzschachtel.

„Dies wird dir gewiss Freude bereiten!“, krächze die Alte und verriegele die Tür.

Als Frederika auf den Klippen saß, hob sie den Holzdeckel ab und erblickte eine kleine Querflöte aus glänzendem Holz. Ihre Augen leuchteten und sie streichelte das Instrument.

„Dich werde ich hüten wie meinen Augapfel.“ Sie setzte die Flöte an die Lippen und blies sanft hinein. Als hätte sie ihr Lebtag nicht anderes getan, so erklang ein weicher, sanfter Ton, voller Liebe. Vorsichtig bewegte sie ihre Finger auf den Löchern auf und ab, und alle Vögel erwachten aus dem Traumland und hörten dem Gezwitscher der Flöte zu.

Dieses Geschenk veränderte das Leben von Frederika. Sie brachte sich selbst die Töne bei und erfand eigene Lieder, die sie sich sofort merkte. Zuerst lauschten nur die Tiere den Melodien, die Frederika voller Liebe und Leidenschaft spielte. Doch als sie ein schlimmer Hunger quälte, traute sich die Kleine auf den Marktplatz. Frederika sah wie einsam die Menschen doch aussahen. Sie nahmen die Musikerin nicht war. Zaghaft setzte sie die Flöte an und die ersten leisen Töne erklangen. Sofort drehten sich alle nach ihr um und rührten sich nicht. Frederika spielte so voller Hingabe und Liebe, dass alle wie verwandelt wirkten. Es war als würde ein unsichtbares Band aus der Flöte strömen und die Menschen damit zusammen bringen. Als die letzten Töne verklungen waren, warfen die Menschen Münzen in Frederikas Flötenkasten. Doch diese waren der Kleinen gleich. Die Versöhnung und Liebe der Dorfbewohner waren ihr der größte Lohn.

Seither spielte sie jeden Tag auf dem Marktplatz und ließ ihren Gefühlen freien Lauf, manchmal waren es liebliche, leise Melodien, manchmal aber auch traurige Werke. Traurig waren sie, wenn Frederika an die Eltern dachte und so manche Träne rollte auch den Zuhörern über die Wangen.

Doch einmal geschah es: Nachdem das Mädchen geendet hatte, kamen ein paar Männer auf sie zu. Sie trugen Rüstungen, es waren Soldaten.

„Gott zum Gruße, Wunderkind wie ist dein Name?“

„Frederika!“ Ängstlich presste sie die Flöte an das kleine Herzchen. Sie war ihr Schatz und ohne diesen würde das Dorf wieder leblos und grau werden.

„ Prinz Erik von Tannenberg wünscht, dass du deine lieblichen Melodien am heutigen Abend auf dem Schloss spielst, nur für ihn und seine Gäste.“

Frederika wollte jeden mit ihrem Spiel beglücken, deshalb nickte sie.

Die Soldaten nahmen Frederika in der Kutsche mit und im Schloss wurden ihr ein riesiges Gemach mit einem Ankleidezimmer und Schneidern, Friseuren, Schustern und Zofen zugewissen. Die Zimmer waren edel und kostspielig mit Goldverzierungen  ausgestattet. Frederika war überwältigt. Die Diener kamen und gaben ihr ein weißes Kleidchen und goldene Perlenketten.

Der Konzertsaal war ebenso feierlich geschmückt und der Prinz saß in einem Lehnstuhl vorne, bekleidet mit einem goldenen Gewand, einem roten, weiten Mantel und der goldenen Krone, die auf seinen braunen Haaren thronte. Lächelnd sah Erik zu, wie die kleine Schönheit von 16 Jahren in einem schneeweißen Seidenkleid mit feinster französischer Spitze und gleichfarbigen  Ballerinenschuhen anmutig die Bühne betrat und das Instrument hervor nahm. Sie wirkte wie eine Fee. Alle betrachteten Frederika, das Wundermädchen. Und kaum hatte sie einen Ton gespielt waren alle hingerissen, jeder dachte sich eine eigene Geschichte zu der Melodie aus. Vor allem aber der Prinz stand in ihrem Bann und betrachtete mit Schmetterlingen im Magen, wie sie Triolen spielte und wie ihre Löckchen im Kerzenlicht schimmerten. Er dachte an Frederika, wie sie auf einer Wiese saß in einem leuchtenden Gewand und Blumen pflückte. Dann kam Erik und die beiden tanzten durch die Blumen und das hohe Gras im Morgenrot. Solche Musik hatte er noch nie gehört und sie verband ihn mit Frederika. Sie war sanft, doch auch impulsiv, mächtig und immer voller Liebe und Freude. Nach der Melodie musste Frederika vier Zugaben spielen und sich sehr oft verbeugen. Ein paar Damen mit langen, weiten Röcken und pompösen Hüten schenkten ihr Rosen und streichelten ihren Arm. Dann kam er: Prinz Erik.  Er lächelte sie an und begleitete sie zu ihrem Gästezimmer. Dort sah er ihr fest in die braunen Augen.

„Frederika, ich habe mich nicht nur in deine magischen Melodien verliebt sondern auch in das Mädchen das diese spielt. Ich möchte, dass du meine Braut wirst.“

„Aber das geht doch nicht, Ihr kennt nur meine Musik und nicht mich.“

Der Jüngling kniete vor ihr nieder: „Die Liebe hat schon gesiegt, holde Maid.“

„Ich will ebenso deine Braut werden!“, sagte Frederika.

Wenig später heirateten sie und die liebreizende Prinzessin Frederike von Tannenberg, die von ihrem Volk geliebt wurde, spielte ihrem geliebten Gemahl nun jeden Abend ihre Musik vor und alles Leid war vorbei.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute gemeinsam bis ans

ENDE