AVA UND DIE RETTUNG DES STERNENVOLKS

Sie lief weiter und weiter hinein in den dunklen Wald.
Plötzlich wurde es ganz leise, unheimlich und so kalt.
Die sonst warmen Farben des Waldes verblassten
langsam zu grau, alles Helle wurde dunkel,
das Warme kalt, das Weiche rau.
Ein dichter Vorhang von Nebel,
silbrige Wolkenbänder hüllten sie ein.
Es verstummten selbst die Vögel
und sie war im tiefen Wald nicht länger allein.
Ein Hauch von Abenteuer, zartes Baumkronenwispern,
ein leicht zauberhafter Dampf, unheimliches Flüstern:
„Hier ist nichts und doch alles, kein Anfang und kein End‘,
füge wieder zusammen, was mit Gewalt getrennt.
Ava, allein du kannst sie finden, die Worte von reinem
Glück, den Dämon besiegen, gib den Elfen ihre
Freude zurück!“
Ava dachte: „Wo bin ich hier nur? Was ist das für ein Ort?“
Der Nebel ganz verschwunden, zauberhafte Wesen
standen dort.
Doch ihre Augen waren abwesend und leer,
kein einziger Funken Freude lag darin‘ – nicht mehr.
Sie sprachen: „Wir alle haben unsere Freude verloren,
ein Dämon hat sie gestohlen vor langer, langer Zeit.
Ava, du wurdest zu unserer Rettung auserkoren
und die Sterne haben uns einst dieses hier prophezeit:
Das Menschenkind, die Retterin der Elfen wird kommen,
sie hat die uralte Stimme im Nebeltor vernommen.
Hier ist nichts und doch alles, kein Anfang und kein End‘
sie fügt wieder zusammen, was mit Gewalt getrennt.
Ava nur kann sie finden, die Worte von reinem Glück,
den Dämon besiegen, sie gibt dem Sternenvolk die
Freude zurück!“
Ava fasste den Entschluss,
dass sie einfach helfen muss.
So unerschrocken und auch mutig war sie.
In solcher Gefahr schwebte sie noch nie.
Und schon erschien die grausige Gestalt,
sie war gehüllt in ein nachtschwarzes Nebelgewand,
das Gesicht bleich, leblos, weder jung noch alt,
langsam erhob sich die so gefürchtete Hand.
Der Dämon trug keinerlei Zeit in sich.
Er raunte: „Ich komme und hole dich!“
Plötzlich umfing Ava nur noch Kälte, Stille und Traurigkeit.
Er reckte sich nach ihrer Freude in seiner Dunkelheit
und es traf sie mitten in ihr mutiges Herz.
Ava konnte sich nicht rühren – zu tief der Schmerz.
Doch sie kämpfte, setzte der Angst alles entgegen
und endlich: sie konnte sich wieder bewegen.
Ava dachte mit all ihrer Kraft an Wärme und Glück.
Davor wich der Dieb der Freude immer weiter zurück.
Ihr helles Lachen, das kam wie von allein.
Das nur konnten die Worte von reinem Glück sein.
So zwang Ava dieses unheimliche Wesen in die Knie.
Ein Aufbäumen seiner letzten Kraft.
Sie rief: „Ich bin die Retterin der Elfen, vergiss das nie!“
Dann hatte es Ava schließlich geschafft:
die warmen Farben des Waldes kehrten zurück,
die Elfen waren wieder voller Zuversicht und Glück,
das Dunkle wurde hell, das Schwere leicht, das Enge weit
und es war endlich vorbei mit der traurigen Dunkelheit.
Ava gab allen Elfen ihre Freude wieder,
das erzählen noch heute des Sternenvolks Lieder.
Wenn du also läufst in den dunklen Wald,
vergiss nicht zu lachen, denn dann bist du sicher:
der Dämon wird nicht wieder erwachen!

Nele, Deutschland